
Schwarzkehlchen und viele andere lustige und muntere Sänger.
Auch stolzirt noch hier der Storch gravitätisch umher und verleiht
der Gegend durch seine Gestalt Leben und Abwechslung.
Nach kurzer Mittagspause trägt uns der Zug weiter. Zwar
erscheinen die Höhenzüge noch immer bewachsen, aber je weiter
wir gen Süden kommen, desto niedriger und krüppelhafter wird
die Vegetation. Alle Büsche nehmen Kugelgestalt an und man
vermag nicht mehr im Flug die Art des Bestandes zu erkennen.
Je weiter wir fahren, desto mehr entschwindet die Vegetation,
bis sie nahezu gänzlich aufhört. Um so grossartiger wird die
Scenerie. Die nackten Bergriesen rücken näher aneinander,
entsenden gewaltige Arme in Form von schroffen, steilabfallenden
Bergwänden zu ihren Nachbarn, thürmen gewaltige Felsblöcke
auf einander oder schleudern sie in die Tiefe, wo sie in
den Schluchten auf dem massigen Steingeröll kantig liegen bleiben
und die Vorstellung einer vorausgegangenen furchtbaren Erdkatastrophe
erwecken; — über alle hinweg aber thronen die
Häupter der kaum zu ersteigenden Berggrate in edler; das Auge
mächtig anziehender Form.
So etwa mag der Eindruck sein, den der Reisende empfängt,
wenn er auf dem kleinen Bahnsteig der Station El Käntara Umschau
hält und kaum weiss, wohin er vor Bewunderung den Blick
schweifen lassen soll. Wenn er aber das Thor passirt, welches
durch einen gewaltigen Naturact die Bergmasse zersprengt hat
und den Djebel Ghäus vom Djebel Essor trennt, während tief
in der Felsenrinne das Flüsschen sich schäumend und brausend
den Weg bahnt, welches den Namen des Viaducts trägt, den die
Araber einfach „El Käntara“ d. h. die Brücke nennen: Dann
mag Jeder sprachlos vor Erstaunen werden ob des Anblicks,
der ihm zu Theil wird. Seit undenklichen Zeiten hat diese Strasse,
welche sich eng durch das geschilderte Thor zwängt, als die in der
ganzen Umgegend einzige passirbare Route vom Teil nach der
Sahara gegolten und wird heutigen Tages noch gerade so fre-
quentirt wie vor Jahrhunderten. „Foum es Sahara“ nennt der
Araber bezeichnend genug diese Stelle, d. h. Mund der Wüste,
und kennte in der That keinen besseren Namen dafür finden.
Denn wie mit einem Schlage ändert sich das Bild, wenn der
Reisende die Schlucht passirt hat. Eine sich lang hinstreckende
Bergeswand grenzt die Gegend ab, durch welche wir bis jetzt
gefahren sind, und vor uns liegt — eine neue Landschaft*