
tragung der Falken muss eine sehr kostspielige sein, und da es
unter den eingeborenen Arabern überhaupt nicht mehr sehr viele
reiche Leute giebt, ist es begreiflich, dass die Beize von Jahr zu
Jahr abnimmt und voraussichtlich in einem Jahrzehnt dasselbe
Schicksal wie in den Niederlanden theilen wird, d. h. also überhaupt
aufgehört haben wird zu sein. Augenblicklich werden mit
den stärksten und edelsten Falken noch Gazellen gebeizt, hauptsächlich
aber Kragentrappen, Stein- und Wüstenhühner. Schon
seit einigen Jahren bin ich im glücklichen Besitz zweier lebender
Feldeggsfalken. Ueber das erste Stück habe ich bereits ausführlich
in meinem „Zweiten Beitrag zur Avif. v. Tunis“ (Journ. f.
Orn. 1892. pag. 345) berichtet und kann zu meiner Freude hinzufügen,
dass sich der herrliche Vogel bis jetzt noch in untadel-
haftem Zustande befindet. Er ist jedesmal glücklich aus der
Mauser hervorgegangen und zeigt ein so gesundes uud intactes
Gefieder, dass man das Stück wohl niemals — sähe man es todt
vor sich — als ein lange Zeit in der Gefangenschaft gehaltenes
ansprechen würde. Freilich steht ihm eine grosse, luftige Voliere
zur Verfügung, sowie eine musterhafte Pflege, unter welcher er
anscheinend den Verlust der Freiheit nicht im Geringsten
beklagt. Ich besitze ihn jetzt 3 volle Jahre und hoffe, ihn
noch lange Zeit am Leben erhalten zu können. Das Indi-
vidium ist ein 2, wie ich s. Zt. schon richtig vermuthet hatte.
Kopf und Nacken sind prachtvoll rothbraun gefärbt, der Rücken
braungrau mit zartem bläulichen Duft überflogen, jede Feder
lichtbraun gerändert und manche mit einfachen oder doppelten
braunen Flecken, welche sich oft zu Querbinden vereinigen. Die
Schwingen sind Schieferfarben mit seitlichen braunen Einkerbungen,
die Unterdeckfedern weiss, der graue Schwanz zur Hälfte quergebändert
mit breiter ockergelber Endbinde. Ein schmaler Zügelstreif
schwarzgrau, desgl. ein Augenstreif, der in der Nackengegend
verläuft. Die Brust ist weisslich mit zarter Rostfarbe überflogen.
Die schwarze Strichelung der Brust ist nach der letzten Mauser
ausgeblieben, nur die Weichen und Flanken zeigen noch erbsen-
oder linsenförmige, oft pfeilartig gestaltete, abgerundete Flecken
Diese Weichenfedern werden in sitzender Stellung häufig über
den Schwingenrand gesträubt und verleihen alsdann dem Vogel
ein gar zartes, liebliches Ansehen. Auf der Unterseite stehen
feine, schwärzlich pfeilartige Längsschmitzen. Der Schnabel ist
hornfarben blau mit dunkler Endspitze. Die Wachshaut und die
nackte Augengegend licht zitronfarben, die Fänge grünlichblau
mit durchschimmernder zart gelblicher Farbe, Nägel tiefschwarz.
Das um ein Viertel kleinere '<$, welches ich im Spätjahre
1892 von Paul Spatz aus dem südl. Tunis erhielt, kam in einem
beklagenswerthen Zustande in meinen Besitz. Schwanz und
Schwingen waren gestutzt, die übrigen Federn verräuchert und
verdorben, der Vogel überhaupt von der Reise arg mitgenommen
und verletzt. Dennoch zeigte er guten Appetit und kröpfte
sofort das ihm vorgehaltene Fleisch. Nach und nach vermauserte
er das Kleingefieder auf Brust, Bauch und Rücken und erhielt
dadurch schon ein viel besseres Aussehen. Er sass viel draussen
in der luftigen Volière und liess den Wind gerne ins Gefieder
blasen. Als er in die Flügel- und Schwanzvermauserung trat,
fächelte er sich beständig mit den Schwingen Luft zu. Mir erweckte
dies den Eindruck grösser Reizbarkeit, wahrscheinlich
war es ein unbehagliches Gefühl lästigen Juckens,'welches die
wenig ernährten alten Schäfte verursachten und das Keimen der
neuen Schwingen hervorrief. Im Juni vergangenen Jahres begann
der Mauserprozess und dauerte bis in den August hinein. Mitten
in der Zeit sah der Vogel jämmerlich aus, und ich zweifelte bereits
an seinem Durchkommen, da sich auch die anfänglich grosse
Fresslust verringert hatte, ja stellenweise gänzlich ausblieb. Aber
der Falke erholte sich nach Ablauf der ersten 14 Tage sichtlich,
sein Auge erglühte wieder in alter Leidenschaft, die Fresslust
kam wieder, und der Vogel war zu meiner Freude gerettet.
Mittlerweile hatte er ein ganz anderes Aussehen gewonnen. Die
vorher schwarzgrau gestrichelte Längsfärbung auf den Brustfedern
war so zu sagen ganz ausgeblieben, nur in den Weichem waren
einige neue derartige Federn stehen geblieben, im Uebrigen war
die Brust weiss mit tropfenförmigen Flecken in den Seiten und
ganz feinen lanzett-, oder pfeilförmigen Schmitzen auf der Unterbrust.
Die Kopfplatte ist gelblichweiss, in grellem Gegensatz
zum 2, wo sie gesättigt braunroth ist — mit ebenfalls feinen,
zarten, schwarzgrauen Längsschmitzen. Die Rückenfedern sind
fahl und blassfarben und haben nichts von dem ungemein zarten
blaugrauen Dufte des ?. Die Schwingen Schieferfarben, von unten
gesehen weiss, die Fänge bedeutend schmäler — (nicht so kompact
wie beim 2) übrigens in Färbung an den übrigen Körperte
ile n dem beschriebenen 2 -völlig gleichkommend. Anfänglich
hielt ich beide Vögel getrennt, vereinigte sie aber im Frühjahr