
geschichte uns völlig unbekannt gewesene Wüstensperling (Passer
simplex, Licht.) Er hat sich die tiefen Brunnenlöcher und Cis-
ternen der einsamen und mitten in der Sandwüste gelegenen
Tränken zu seinen Lieblingsplätzen erkoren, in deren Nischen
und Gebälk er sein grosses Nest anlegt. Wahrlich ein Vogel
der Wüste nach seinem Kleide und seiner ganzen Färbung, hach
seinem Wesen und Sein in des Wortes vollster Bedeutung. So
unscheinbar er auch ist: das Entzücken jedes Forschers muss
und wird er in hohem Masse wachrufen!
Zu einer wahren Schatzkammer gestaltet sich diese Gegend
für den Herpetologen. In weiten Sprüngen und Sätzen entflieht
der Waran (Varanus griseus, Daud.) und gefährdet den ihn Angreifenden
mit seinem gewaltigen, mit scharfen Zähnen bewaffneten
Maul. Prächtig gefärbte Agamen und zwar der seltenen
Art Agama Tournevillei, Lat. angehörig, sitzen in den Sträuchern,
oder laufen pfeilschnell, mit gehobenem Schwänze segelnd über
den sandigen Boden. Die häufigere, bereits öfters erwähnte
Agama inermis, Reuss zeigt hier ebenfalls eine so herrliche
Zeichnung, namentlich einen durch geschlechtliche Erregung
ultramarinblau gefärbten, mit zarten, weissen Querstrichen durchzogenen
Kehlsack, dass man wahrlich nicht weiss, welchen von
beiden Arten man den Preis der Schönheit zuertheilen soll. Der
Acanthodactylus scutellatus, Audouin in der Var: exiguus, Lat. ist
wiederum häufig, während man seinen nächsten Verwandten
Ac. pardalis, Licht, in diesen Gegenden selten, oder gar nicht zu
sehen bekommt. Von allen Kriechthieren der interessantesten
eins ist der Skink (Scincus offtcinalis, Laur.), die Scherschemäna
der Araber, der poisson du sable der Franzosen. Mit wunderbaren
Grabfingern versehen, repräsentirt er den Fisch in den
Dünen des Sandmeeres, denn er kriecht nicht im lockeren Elemente,
— nein, er schwimmt in ihm mit schlängelnder Bewegung
des Leibes und Schlagen der Füsse, die er wie Flossen zu gebrauchen
weiss. — Auch an Schlangen, — namentlich an giftigen
— ist kein Mangel. Besonders häufig wird die Hornviper,
0Gerastes cornutus, Forsk.) die tagsüber versteckt im Sande oder
Gesträuch liegt, in der Nacht aber ihr doppeltgehörntes Köpfchen
aus dem Sandboden hebt und dann zum gefürchtetsten Thiere der
Wüste wird. Auch die ihr nahverwandte, nicht minder gefährliche
Kleopatraviper (Cerastes vipera, L.) wird hier und da gefunden,
sowie die Echis carmata, Schnd. — alle drei Abscheu,
Schrecken und Entsetzen unter der lagernden Karawane verursachend.
Schliesslich darf ich auch die Säugethiere nicht übergehen,
die der Sähel eigenthülnlich sind und ihr zukommen. Einige
davon will ich namhaft machen. Da ist vor Allem der mit
auffallend grossen Lauschern versehene kleine Wüstenfuchs
('Canis zerdo, Gmel.) zu nennen, der Fennek der Araber, der den
niedlichen, röthlich sandfarbenen Springmäusen (Dipus deserti,
Loche) nachstellt. . Da die Genetkatzen, deren Fusstapfen man
öfters sieht und das grösste und gefährlichste aller dort vorkommenden
Raubthiere: Der Wüstenluchs (Lynx caracal, L.)
Die Gazellen treten in' der Wüstenform {Antilope corinna,
Pallas s . . Cuvieri) auf, und bei Ouargla schon begegnen wir stellenweise
in den wildesten Dünengegenden der Addax nasomacu-
lata, .dem bügri lüasch, d. h. wilde Kuh, wie die Araber die
Mendesantilope nennen.
Das sind im Grossen und Ganzen die Thiere, welche der
Sähel im Speciellen, der Sahara im Allgemeinen zukommen und
für sie charakteristisch werden. Zum Schluss mag gesagt sein,
dass die Oäsen, auf die vielleicht der Leser mit besonderer
Spannung gewartet hat, nur wenige Charaktervögel besitzen,
gleich den wasserhaltenden Flussbetten, denen man hier und da
mitten im Wüstengelände begegnet. Wohl aber sind beide zeitweilig
erfüllt mit einer grossen Menge von Zugvögeln, die in
ihnen eine willkommene Rast- oder Nahrungsstätte erblicken.
Ich kann nur den Sumpf- oder Weidensperling {Passer hispanio-
lensis, Tem.) sowie die Palmentaube {Turtur senegalensis), vielleicht
noch den Wiedehopf (Upupa epops L.), den Lanius deal-
iatus, Defil. und den fahlen- Spötter {Eypolais opaca, Licht.) als
diejenigen aufführen, welche zu Charaktervögeln der Wüstenoasen
werden.