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ater, den ich beim Dunkelwerden schoss, als er aus der Krone
einer Dattelpalme abstrich.
Je tiefer wir eindringen in die Wüste, desto grossartiger
gestaltet sie sich uns. Auch denke man ja nicht, dass der eben
geschilderte Character durchweg im ganzen Sahelgebiet vorwaltet.
Nein, auch dieses Gelände zeigt vielfache Abänderungen und
grosse Verschiedenheiten. Eines vor Allem möchte ich zeichnen.
Wir befinden uns auf der Wanderschaft, unser nächstes Ziel ist
Ouárgla, das Gebiet des verschlagenen Chambastammes, der sich
vor der französischen Herrschaft mit dem der Touareggs mischte.
Da umfängt uns bald nach dem Oasenstädtchen Bledet Amar
ein völlig verändertes Landschaftsbild. Der fahle weisskörnige
Sand weicht einem röthlich aussehenden, am Horizonte ziehen
sich ebenso gefärbte Sanddünen hin. Das sind die Areg el
Dém der Araber, verdeutscht die Bluthügel. Erstaunt sehen
wir uns umringt von einer ebenso reichen als interessanten
Flora. Neben den Haifabüscheln (Stipa tenaccissima, L.) stehen
die umfangreicheren, höheren und dichteren Büsche der augenblicklich
gerade blüthentreibenden Aristida pungens. Der Limö-
masfrwm-Strauch ist gewichen, an seiner Statt treten andere
retamaartigen Gewächse: Calligonum cömosum, L’Hér mit eigenartigen,
goldgelben Knopfblüthen, die sich wie Weidenkätzchen
bei uns im Frühjahr ausnehmen, dann die ginsterartigen Sträu-
cher Genista florida, L. var: maroccana, Batt., Retama retam, L.
und Ephedra alata, Dene. Unzählige andere Wüstenpflanzen bedecken
den Boden, von denen ich das niedliche Gnaphalium
Rhauterium suaveolens, Desf., die niedrige, wie in eine Perrücke
gehüllte Gaillonia reboudiana, Coss. und die Artemisia Jierba alba,
Asso, deren deformirte, wie kugelförmige Spinneneier aussehende
sogen. Galle als Feuerzunder benutzt wird, besonders hervorheben
möchte. Da wächst die Statice pruinosa, L. und in besonders
reicher Ansammlung die Euphorbia guyoniana, Briss.
& Reut., auf welcher man die schöne Raupe des blassfarbenen
Wüstenschwärmers Deilephila mauritana, var: deserti findet, die
in solchen Mengen auftritt, dass stellenweise nur das Gerippe
der Wolfsmilchstaude in Form kahlgefressener Stengel übrig
bleibt. Einem Hutpilze vergleichbar entwächst dem sandigen
Bodenelemente eine Schmarotzerpflanze, die bald gelb, rosa, lila
bald auch violett blühende Cistanche lutea, Hffg. & Sk. == Rheli-
paea lutea, Desf. —
Nicht gerade reichhaltig, aber um so interessanter ist die
Ornis. Hier lebt die reizende kleine Wüstengrasmücke Sylvia
deserti, Loche und modificirt sich als durchaus eigene, westlich
saharische Form. Sie ist auf ihrer ganzen Oberseite ebenso
röthlich-isabellfarben gefärbt, wie es der Sand ist, auf welchem
sie lebt, während die ihr nahestehende östliche Art Sylvia nana,
Hempr. & Ebrbg. sich durch ein graufarbiges Golorit auszeichnet,
Ueberhaupt sehen wir, dass mehr oder weniger alle Charaktervögel
der Algerischen Sahara als modificirte Arten auftreten und
eine bedeutend ausgeprägtere, d. h. eine röthlichere oder isabell-
artige Wüstenfärbung zeigen im Gegensätze zu den Wüstenvögeln
des Ostens. Es ist wohl anzunehmen, dass der Grund hierfür
in der Bodenfärbung selbst zu suchen ist, d. h. also, dass die
Bodenfärbung im Osten von der der westlichen Sahara durchaus
verschieden ist. Daher sind auch die bekannten Arten, wie
Ammomanes algeriensis, Sharpe von Ammomanes deserti, Licht., —■
Certhilauda alaudipes, Salvad. von Certhilauda desertorum, Stanl.
von den neueren Forschern bereits getrennt worden — und das
mit Fug und Recht. Ob man nun diese als wirklich gute Arten
oder als sogen, vicariirende anzusehen hat, bleibt vor der Hand
noch dahingestellt. Jedenfalls ist es als Fortschritt unserer
Wissenschaft anzusehen, dass die in der Natur thatsächlich obwaltenden
Unterschiede erkannt und fixirt worden sind. Ein
zweites, gleichfalls in diese Kategorie zu zählendes Vögelchen
ist die Galerita isabellina, Bp., die kleinschnäblige Haubenlerche
der Wüste. Neben ihr sahen wir auch die grossschnäblige
Haubenlerche Tristrams, die allen Annahmen und Analogien der
Theorie über Anpassung und Wüstenfärbung trotzt und spottet,
ja mit einem Schlage dieselben zu nichte macht. Denn sie
zeigt sich — gerade hier in der ausgesprochenen Sandwüste —
in der dunkelen Form (forma obscura), während wir sie an den
Wüstenrändern z. B. in der Ebene von El Outäia und in der
Sebkha bei Biscra als blasse, ockerfarbige Form (forma pallida)
bereits kennen gelernt haben. Sollte es auch eine gerade im
Werden begriffene Form sein, sollte sie neu eingewandert sein,
um sich in der Wüste sesshaft zu machen? Ich vermag auf
diese Frage nicht eine auch nur annähernd richtige, mich selbst
befriedigende Antwort zu geben.
Der dritte Vogel, nach dessen Erlangung mein ganzes
Sehnen und Trachten stand, ist der seltene, nach seiner Natur