
eigen, die einem ewigen Wechsel unterworfen, das willenlose
Werkzeug des gluthhauchenderi und Alles versengenden Sämüm
sind. Schon bald hinter dem Oasendörfchen Mräi'er setzt südlich
davon die Sahel ein, zwar nur schwach und noch nicht
völlig ausgeprägt, immerhin aber schon mit allen Eigenschaften
derselben versehen. Der Böden wechselt noch ab und zu und
liegt öfters im Kampfe mit dem Hochplateau, das hier und da
die Herrschaft über’s Gelände erringen will. Aber der Sand
wiegt vor mit seinen Milliarden Körnchen, womit er Stege und
Fusspfade bedeckt. Die Vegetation ist stellenweise nicht unansehnlich
und oft bedeckt den Böden ein geradezu überraschend
schöner Blumenteppich. Wo immer aber nur eine Quelle dem
Boden entquillt, erhebt sich die schlanke Dattelpalme und spendet
Schatten dem sonnverbrannten Antlitze des Wanderers.
Hier muss ich der vorwiegenden Anzahl Reptilien gedenken, die
als thierische Lebewesen zunächst in die Augen fallen. Die
häufigste Erscheinung ist der Acanthodactylus scutellatus in der
Varietät eodguus, Lätaste. Diese niedliche Eidechse passt sich
in überraschender Weise dem Boden an, auf welchem sie lebt.
Der röthlich sandfarbene Grund ist mit kleinen weissen Kiesel-
steinchen besäet, und genau dasselbe Farbenbild trägt jene, so
dass man überrascht vor diesem grossartigen Naturspiele steht.
Auch Agamen sind nicht selten, die noch alle der Species iner-
mis, Reuss angehören. Als höchstes Kuriosum ist der allerdings
ganz vereinzelte Fund eines Chamaeleons (Ghamaeleon vulgaris,
Daudin) zu verzeichnen, das mitten in der ariden Wüste auf
einem Strauche kletternd gegriffen wurde. Häufig wird jetzt
auch eine Schlange, die Coelopeltis producta, Gervais, die oft in
starken, grossen Exemplaren wie eine Kette malerisch im Wiisten-
gesträuch hängt. Auch der giftigen Hornviper (Gerastes cornutus,
Forskäl), der gefürchteten Lefa der Araber, begegnet man
stellenweise, die im heissen Sommer den durch ein altes verfallenes
Haus bezeichneten Flecken N’za ben R’zik zu einem
geradezu höchst gefährlichen Postaufenthaltsorte machen soll. Die
Ornis ist nicht reich zu nennen. Mehr und mehr überhand
nimmt die Müka, jene herrliche Wüstenläuferlerche, deren wehm
ü tig e r Weise wir so gern unser Ohr leihen; — eine Schaar
isabellfarbiger Wüstenläufer kommt querein gelaufen und entschwindet
ebenso schnell, wie sie gekommen ist; auch hören wir
noch die eigenartigen Laute der Wüstenhühner {Pteroclurus senegalus),
hier aber zum letzten Male, da dieses Wild die wasserarme
Sandwüste meidet. Je näher wir Touggourt rücken, desto
mehr häuft sich der Flugsand um uns herum und südlich von
Ourlana schon setzt die echte Sandwüste ein, gleich einem
Meere, das den Grund mit Sand überfluthet. Immer beschwerlicher
wird der Gang für den Menschen, immer mühsamer für
den Tritt des Thieres. Jetzt sinken wir bis über die Knöchel
in den Flugsand ein, sind damit aber auch glücklicherweise vor
den Thoren der Oasenstadt Touggourt. Mit der Besichtigung
ihrer Umgebung umfängt uns ein neuer, ganz veränderter Landschaftscharakter.
Eine Pflanze wird vorherrschend Limoniastrum
guyonianum, Coss. & Dur., die hier und da über und über mit
lilafarbenen Blüthen bedeckt ist, — der Wüstenstrauch par
excellence wie ich ihn nennen möchte. Zähe, trotzig und widerstandsfähig
starrt er dem vernichtenden Flugsande entgegen,
umklammert die einzelnen Sandkörner mit seinen Wurzeln und
schichtet sie zu einem Haufen um sich herum auf. So steht
er von Abstand zu Abstand mit seines Gleichen und wandelt
im Verein mit dem jagenden Winde den Zwischenraum zum
glatten Gangboden um. ln diesen Sandhaufen ist tagsüber alles
thierische Leben, oft in überraschender Pracht verborgen. Ein
Heer geflügelter Kerfe und ungeflügelter Insecten (Käfer, Asseln,
Ameisen, Tausendfüssler mannigfacher Arten) hält seinen Tagesschlaf
darinnen. Hinein vergräbt sich der Acanthodactylus scutellatus
und der seltene Gecko Stenodactyluß guttatus, Cuv. Mit
Entzücken graben wir den letzteren heraus und befördern ans
Tageslicht noch so manch’ anderes Reptil. Ich meine den
Chalcides sepoides, Audouin, sowie die schön gezeichnete Schlange
Zamenis diadema, Schlegel, ln der Oase selbst lebt in Unmassen
die typische Form des Gongylus occellatus, Forsk. und im Gegensatz
zu diesem vereinzelt und seltener die Tarentola neglecta1
Strauch. Die Wassergräben aber, welche ihre Existenz artesischen
Brunnen verdanken, wimmeln von der Vipernnatter (Tropi-
donotus viperinas, Latr. und verschiedenen Fischarten.
Die Vogelfauna ist aber immer noch arm und hält die
vorgenannten Arten fest, vorwiegend die Certhilauda und den
Cursorim. Fremde, d. h. hier auf dem Zug befindliche Gäste
erblickte ich in ziehenden Dorfschwalben, Laub Vögelchen, grauen
Grasmücken, gelben Bachstelzen, Brachpiepern und einem Milvus