
auch hockt in dunkelen Nischen, in Spalten und unter
riesigen Erdblöcken der Pharaonenuhu (Bubo ascalaphus, Sav.).
Platt gedrückt an der Wand klebt die Tarentola mauritanica
in der Var: deserti, Lat. oft in überraschend grossen Exemplaren,
die man mühsam von den Felsen reissen muss, weil sie
sich mit dem eigenartigen Fussapparat' geradezu festsaugen am
Gestein. — Auf dem Boden läuft der zierliche Acanthodactylus
pardalis in der Var: deserti umher und stellt die herrlichsten
Zeichnungen und Farben Übergänge dar in Uebereinstimmung mit
dem Boden, worauf er lebt. Hier auch griff ich die bisher für
ganz Nord- und West-Afrika noch nicht nachgewiesene Eremias
rubropunctata, Licht, in mehreren Stücken, die einen anscheinend
sehr begrenzten Verbreitungshezirk zu haben und nur in der
Nähe von Ouárgla vorzukommen scheint. Rudeln von Gazellen
werden nunmehr vor der nahenden Karawane flüchtig, — und
jeder Tag bringt bald Neues, bald Unerwartetes. So darf ich
die in der Nähe der Pentápolis wieder auftretenden Charaktervögel
der echt peträischen Wüste nicht ungenannt lassen: die
bereits erwähnte Ammomanes algeriensis, Sharpe und die Ery-
throspiza githaginea. Zwischen Gardáia und Guerrara unweit
des Ouéd N’ga brachte mir ein Tag auch die herrliche Falkenlerche
(Bhamphocoris Clot-bey, Bp.) und deren Nest, von Steinschmätzern
aber die in der Algerischen Wüste anscheinend sehr
seltene Saxícola moesta, Licht. —
Bald abgefertigt ist die zweite Art Wüstengelände in der
Algerischen Sahara — die Sebkhaformation und die dazugehörigen
Chottbildungen. Es ist eine Gegend von ertödtender Leblosigkeit,
Starre, Oede und Gleichförmigkeit, eine Gegend,
in die man nur mit Schaudern seinen Fuss setzt und froh
ist, wenn sie hinter einem liegt. Hierhin gehört die gewaltige
Niederung des Chott Melrhir, des Unergründlichen, Bodenlosen,
wie ihn die Araber bezeichnen. Bei Kef el Dohr setzt dieser
Chott ein, bei Mraier findet er seinen südlichen Abschluss. Seiner
Durchquerung nach bildet er eine Wegstrecke von 28 Kilom.,
während er seiner Breite nach mit einer Ausdehnung von über
300 Kilom. ins tunesische Land verläuft. An jenen südlichen
Rändern erheben sich die fruchtbaren Palmenoasen des Ouéd
R’ir in Gestalt schwarzgezogener, scharf begrenzter Linien. In
den Wintermonaten, wo selbst in diesem Lande, Regengüsse
keineswegs zu den Seltenheiten gehören, ist das Becken des
Chotts mit Wasser gefüllt, aber schon im Frühjahr verdunstet
dasselbe und lässt den Niederschlag seines dem Boden entzogenen
Salzgehaltes zurück. Der Grund ist dann mit Ablagerungen
von Salz bedeckt und mit Salzcrystallen incrustirt, und erweckt
dann jedem Reisenden die Vorstellung von Wasser in so
deutlichem Sinne, dass derselbe sich erst vom Nichtvorhandensein
des flüssigen Elementes überzeugen muss, bis er den Worten
des kundigen Eingeborenen Glauben schenkt. Aber er sieht
nicht nur Wasser, er sieht auch Barken mit schwellenden Segeln,
sieht Häuser und Dörfer, Palmenoasen und wer weiss was für
Gebilde mit seinen überreizten Augen, in seiner erhitzten Phantasie.
Es ist das eigentliche Gelände der Spiegelbilder, der
Fata morgana. Da alle diese Chotts mehr oder weniger offenbar
in irgend einem Zusammenhänge mit den unterirdischen Salzwasserbecken
der Sahara stehen müssen, wird auch das niederfallende
Wasser vom Salz durchlaugt, das überall im Boden
vorhanden ist. Hier können daher nur Salzpflanzen gedeihen,
— und in der That begegnet man nur solchen auf der ganzen
Strecke. Im Einklänge damit steht die Fauna. Zwar sollen im
Winter, wo thatsächlich Wasser das Becken füllt, eine grosse
Menge Sumpf- und Wasservögel sich daselbst einfinden, was ich
gern glauben will, da ich selbst an den Rändern des Chotts, wo
noch stellenweise Wasser zurückgeblieben war oder dem Boden
aus einem artesischen Brunnen entquoll, noch Watvögel genug
antraf (Aegialites cantianus, Tringa alpina und minuta, Ma-
chetes pugnax), aber ihre sonstige Ornis, zumal nach den
Charaktervögeln, ist arm, ausserordentlich arm. Ausser dem
Wüstensteinschmätzer (Saxicola deserti, Rüpp.), den man als
Brutvogel daselbst antrifft, wüsste ich keinen anderen Vogel zu
nennen, der ihr zukäme. Auch Reptilien sind gering vertreten.
Auf den begangenen Pfaden findet man höchstens eine Agama
inermis, Reuss, die sich aus besseren Gegenden dorthin verirrte.
An Insekten und anderen niederen Lebewesen ist eine auffallende
Armuth zu constatiren, während viele Thierklassen überhaupt
keine Repräsentanten stellen. Noch muss ich bemerken, dass
der Sebkhacharakter ein verhältnissmässig ausserordentlich
häufiger in der Algerischen Sahara ist und überall da auftritt,
wo das Gelände in die Meeresdepression eintritt. —
Eingehender muss uns der dritte Wüstencharakter beschäftigen,
die sandige Sahara, auch Sahel genannt. Ihr sind die Dünen