
Sumpf- oder Wiesensperling (Passer hispaniolensis) vertreten fand.
Von den Mauern und Dächern der aus ungebranntem Lehm erbauten
Häuser der Oasenbewohner schallt uns das laut vernehmbare
Liedchen des Saharaammers (Fringillaria saharae, Lev. jr.)
entgegen, eines gar lieblichen, zutraulichen kleinen Vögelchens,
das die Araber wegen seiner Vorliebe, in den Moscheen zu
nisten, geradezu heilig halten. In den hochgewachsenen,
majestätischen Dattelpalmen ruckst das Palmenturteltäubchen
(Turtur senegalensis) oder sitzt der bediademte Wiedehopf (Upujpa
epops, L.). Girlitze und Distelfinken schwirren ihr Liedchen
durcheinander, Orpheussänger, Schwarzkopf, Grau- und Rothkopf-
würger begleiten und vervollständigen das Tongemälde. In den
Abend- oder mondumflossenen Nachtstunden aber hört man das
wie ein Glöckchen melodisch klingende „klü“ der niedlichen
Zwergohreule (Scops giu, Scop.), der man unwiderstehlich sein
Ohr leihen muss, zumal in der Frühlingszeit, wo die Liebe den Ruf
besonders modulirt und ihn mit einem eigenartigen Zauber umwebt.
Bietet schon Biscra selbst und seine nähere Umgebung
dem forschenden Ornithologen grosses Interesse, so steigert sich
dasselbe bei weiteren Ausflügen, um so mehr, je weiter man
südlich vordringt. Ich will nun nicht über das 28 Kilometer
von Biscra südlich liegende Bordj-Saada hinausgehen, da mit
diesem Orte die Ausflüge von Biscra als abgeschlossen betrachtet
werden, es verdient aber das Gelände, welches sich bis dahin
als weite grosse Fläche dem Auge des Besuchers eröffnet, eingehende
Besprechung. Diese Ebene trägt Sebkhacharakter und
wird bei nassem, regnerischem Wetter unter Wasser gehalten.
Der Oued Biscra und der Oued Djedi durchfliessen dieselbe und
können — so unscheinbar sie in ruhigen und heissen Tagen
sind — einen reissenden und geradezu gefährlichen Character
annehmen. Der thonartige Boden wird bei auffallendem Regen
glitschig und schlüpferig, und stellt, wenn das Wasser abgelaufen ist
und die Hitze den Boden getrocknet hat, ein Netzgeflecht vielgestaltiger
bizarrer Polygone dar, Figuren, welche durch das
Bersten des Bodens auf der Oberschicht entstehen. Hier begegnet
man als der häufigsten Vogelerscheinung der grossschnäbligen
Haubenlerche (Galerita macrorhyncha, Tristr.) in der hellen, ockerfarbigen
Form. Nicht minder häufig gewahrt man den Wüstensteinschmätzer
(Saxícola deserti, Rüpp), der mit unbeschreiblicher
Anmutb sein Weibchen umtanzt und sehr oft zum eigenen Verräther
seines Nestes wird, das er versteckt unter eine Erdscholle
oder auch in den dichten Strauch einer Salycornia baut. In den
Stauden der Tamarix africana erblickt man den Crateropus
fulvus, der sich meist durch seinen wiegenden Flötengesang zu
erkennen giebt, und gewahrt dicht am Boden die ewig unruhige,
hüpfende, tanzende und springende Drymoeca saharae, Loche.
Zwischen den Hügeln jagen wir von der Erde eine ganze Gesellschaft
schlafender Ziegenmelker auf, die der wüstenfarbigen,
eigenen Art Caprimulgus aegyptius, Licht, angehören. Wie überrascht
werden wir aber, als wir plötzlich eine kleine Schaar vor
uns einher laufender Kragentrappen (Otis houbarä) erblicken,
denen wir uns zu nähern vermeinen, um eine davon zu erlegen,
während die überaus klugen Vögel unsere böse Absicht längst
erriethen und mit jeder Sekunde den Abstand zwischen sich
und uns vergrösserten. Auch der isabellfarbige Wüstenläu er
(Gursorius isabellinus) gehört hierher und läuft, wie vom Winde
getrieben, über die Fläche dahin. Jetzt melden laut vernehmbare
Stimmen Wüstenhühner in der Luft. „L’kda, L’kda' ) ruft
der Araber, um uns auf die begehrten Vögel aufmerksam zu
machen. Schnell werfen wir uns zu Boden, um die herankommende
Schaar schussrecht an uns vorüberziehen zu lassen. Das
zum Opfer gefallene Stück erkennen wir als das Senegal-Spiess-
flughubn (Pteroclurus senegalus, Licht.). Das hervorragend schöne
Exemplar reizt unsere Jagdlust in besonderem Maasse, und unermüdlich
stellen wir den grossen Schwärmen nach. Bald m der
Luft, bald am Boden zählen wir die aus Hunderten, von Individuen
bestehenden Schaaren. Das nähere und unausgesetzt beT
triebene Studium dieser Vögel führt uns zu der Erkenntmss, dass
die grossen Schwärme des Wassers wegen meilenweite Fluge
hierhin unternehmen und ebenso zur Zeit der Saamenreife eines
kleinen Kreuzblütblers (Sisymbrium cinereum, Desf.) die Sebkha-
artigen Strecken bedecken. So schnell sie gekommen, so schnell
entschwinden sie aber auch, weshalb man, um einige Stücke zu
erlangen, wacker hinter ihnen her sein muss.- Das andere
Wüstenhuhn, welches trockene und höher gelegene Stellen, so
die Ebene von El Outäia, oder das steinige Hochplateau bei der
i) L’kda ist der arabische Collectivbegriff für Wüstenhühner, entsprechend
unseren Begriffen Auerwild, Birkhühner, u. s. w. ohne le
Art zu präcisiren. Der Verfasser.