
darin vor und bin überzeugt, dass noch so manche andere Vögel
die willkommene Stätte zur Grossziehung ihrer Jungen benutzen.
Mühevolles Klettern und Steigen bringt uns endlich auf den
Gipfel der Aures. Längst schon hat uns die Pinie verlassen mit
ihrem wohlthuenden Grün und ihrem Schatten spendenden Geäst.
Jetzt waltet die Steineiche in Buschform vor. Ihr haftet die
Unbill des Wetters, die Härte und Schärfe der oberen Bergeslage
an. Flechten und Moose überziehen ihren Stamm, gedrungener
Form, ja krüppelhaft erhebt sie sich mit ihren Zweigen,
welche starr und wetterfest den entfesselten Himmelselementeii
trotzen, so sehr diese auch an ihnen nagen, bohren und rütteln.
Da liegen modernde Cedernstämme (Cedrus aßantica, Manetti)-'
vom Winde geworfen, vom Zahne der Zeit zerfressen, während
andere neben ihnen wachsen, grünen und gedeihen. Im Dunkel
der Wälder lebt der Waldkauz (ßyrnium aluco, L.) und andere
Eulen, wahrscheinlich auch der grosse Uhu (Bubo maximus, Sibb.),
der wenigstens von allen Autoren für die dunklen Wälder Algeriens
angegeben wird. Meisenvolk zwitschert dazwischen,
Goldhähnchen auch und Baumläufer. In den morschen Stämmen;
der Steineiche findet man oft die gezimmerten Löcher, am frischen
Boden aber die frischen Spähne des algerischen Grünspechtes
(Gecinus Vaillantii, Malh.) und gewahrt in dichten
Büschen die kunstvoll gebauten Nester der maurischen Elster.
Doch kalt und windig ist’s da oben, und fröstelnd sehnen wir
uns in die unteren Regionen zurück. Bald schon athmet die
Brust die gewürzige Pinienluft ein und begrüsst freudig am
Fusse des Berges die Sonne des Südens wieder mit ihrer Kraft
und Fülle, ihrer Segen spendenden Wirkung, die sie im Pflanzen-
und Thierreiche offenbart. Bedeckt sind die Hänge mit wohlriechenden
Kräutern, an deren duftenden Blumen prachtvolle
Falter hängen, metallisch glänzende Käfer sitzen oder wollig
behaarte Bienen summen.
Die Aufzählung vorbenannter Vogelarten soll keineswegs
auf eine Vollständigkeit im Umkreise Batnas Anspruch erheben:
— ich konnte ja auch selbstredend an diesem Orte nur in
breitestem Rahmen die dort vorkommenden Vogelformen fassen.
Immerhin wird die leichthingeworfene Skizze dem Leser wie
dem Besucher Batnas die hervorstechendsten Arten zu erkennen
geben. Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass in dem Dunkel
des Djebel Touggour westlich von Batna, dessen Gipfel den.
Namen Pic des Cèdres führt, sicherlich noch manche Vogelart
lebt, die meinem Sammeleifer entgangen ist, ja es ist gar nicht
unwahrscheinlich, dass sich noch manches Neue für die Wissenschaft
darunter befindet, wie denn überhaupt die gewaltigen Bergketten
des Atlas noch keineswegs als gründlich durchforscht betrachtet
werden können. Dass diese sich aber ganz besonders zur Modificirung
gewisser Vogelarten eignen, sehen wir in dem höchst
auffallenden Beispiel der Saxicola Seebohmi, Dixon. Diese vorzügliche
Art ist — wie es scheint — auf die kahlen, unwirklichen
Höhen des Djebel Mahmel, dem zweithöchsten Berge der
Aurès beschränkt, wo sie Dixon im Jahre 1882 entdeckt hat.
Selbstredend unterliess ich es nicht, der Art nachzugehen, um
auch sie als höchst begehrenswerthes Desiderat für meine
Sammlung zu gewinnen. Ich unternahm also — von meiner
Frau begleitet — die Tour nach dem betreffenden Berge und hatte
die Genugthuung, die kostbare Art genau an demselben Orte
aufzufinden, wo sie Dixon 10 Jahre vorher entdeckt hatte.1)
So tritt uns Batna in jeder Lage als fesselnd und anziehend
entgegen, als ein wahres Dorado für den sammelnden und
jagenden Forscher, der das gewaltige Atlasgebiet durchwandert,
um das reich begüterte Gelände im Dienste der Wissenschaft
kennen zu lernen, die Wunder der schaffenden Natur mit offenem
Auge zu schauen und ihre grossen Schätze mit Geist und Ge-
müth zu ergründen, um sie der wissenschaftlichen Welt zu übergeben,
der lebenden Menschheit nutzbar zu machen.
Z w e ite s K a p i te l .
B i s c r a.
Wenn die Bahn den Reisenden südwärts führt, merkt dieser
gar bald, dass das bei Batna gewonnene Bild ihn nicht lange
begleitet. Mehr und mehr schwinden die grünen, bewaldeten
Hänge der Berge, die bald das Aussehen gewinnen, als seien sie
in eigener Weise punktirt, — eine Erscheinung, welche auf die
sporadisch auftretende, halbkugelförmige Buscbvegetation zurückzuführen
ist. Aber auch dieser Anblick bleibt nicht gewahrt,
sondern schwindet von Minute zu Minute, je mehr die Bahn dem
i) Die Détails der Reise und der Erboutung dieses Vogels wolle
man im speziellen Theile unter der Nummer genannter Art nachlesen.