
lerche (Lullula arborea). Polternd und laut schreiend steht das
Klippenhuhn (Caccabis petrosa) vor einem auf, Mandelkrähen und
Bienenfresser (Merops apiaster) wiegen sich in der Luft. Steigt
man höher hinauf und erklettert den Felsenkamm, so jagt man
nicht selten aus einer Felsenspalte eine brütende Blaumerle
(Monticola cyand) auf, einen Steinschmätzer (Saxicola aurita und
stapazina) oder auch grössere Gesellen, wie Thurm- und Röthelfalken,
Eulen und schlafende Nachtschwalben (Caprimulgus rufi-
collis). Auch an Kriechthieren herrscht kein Mangel. Aus den
Ritzen der Steine kommt ein Gecko gekrochen — der Ptyodactylus
lobatus, Geoffr. in der Varietät oudrii, Lataste und sonnt sich auf
einem Vorsprunge. Mit unglaublicher Schnelligkeit verschwindet
er in den schützenden Fugen, sobald er nur den Schatten der
nach ihm greifenden menschlichen Hand gewahrt; auf den abschüssigen
Halden zwischen Rosmarin und Thymian geht ungelenk
die Schildkröte (Testudo ibera) einher, und regungslos liegt in
den Strahlen der Sonne die Eidechsennatter (Coelopeltis lacertina,
Wagl.). Mit Gedankenschnelle huscht die prachtvoll gefärbte
Psammodromus algirus über den Boden und macht alle Anstrengungen
des Fängers, ihrer habhaft zu werden, zu nichte,
während die kleinere Art ihres Geschlechtes (Ps. Bland) weniger
behende ist und sich leichter greifen lässt. Hier fing ich auch
den für Batna noch nicht nachgewiesenen Acanthodactylus vulgaris
in der var. lineomaculatus, D. u. Bibr. und die ebenfalls von hier
noch unbekannt gewesene Schlange Coronella girondica.
Uebersteigt man den Kamm der niederen Höhenzüge, so
nimmt einen bald der Fichtenhain auf. Enger stehen hier die
Bäume aneinandergerückt und einen sich zu einem ausgedehnten
Bestände, der für die mittlere Höhe des Auresgebirges charakteristisch
wird. Auch hier ist reiches Vogelleben. Ueberall von
den Pinien herab hört man den herzhaften Schlag des Mauren-
finken (Fringilla spodiogenys, Bp.), Stieglitze und Girlitze schwirren
ihre Liedchen und der Orpheussänger ( Sylvia orphaea) lullt leise
dazwischen seine herrliche Strofe. Von hüben und drüben schallen
bekannte Stimmen und Weisen, und fast weiss man nicht, wohin
man sein Auge schweifen lassen, welchem Sänger besonders man
sein Ohr leihen soll. Da ertönt plötzlich der rätschende Ruf des
algerischen Hähers (Garrulus cervicalis) oder das Schackern der
maurischen Elster (Pica mauritanica). Beim Verfolgen und Beobachten
dieser begehrenswerthen Vögel kommt eine Schaar
Meisen herangezogen und enthält ausser den Repräsentanten der
engeren Familie auch Goldhähnchen (Begulus ignicapillus) und
Baumläufer (Certhia familiaris) in ihrem Gefolge. Wir entdecken
in der munteren Gesellschaft, die lockend und zirpend von einer
Pinie zur anderen zieht, die Kohlmeise (Parus maior) und in
besonders reicher Ansammlung die Ultramarinmeise (Parus
ultramarinus), während die für Algerien charakteristische und
seltene Tannenmeise (Parus Ledoud) sich mehr pärchenweise
vereint hält, ohne sich gerade vom Meisenzuge zu sondern. — Aber
was ist das? Welche bekannten Töne schlagen jetzt an unser
Ohr? Ist es denn möglich, fragen wir uns, und haben wir auch
recht gehört? Und wieder lockt es „güp, güp“ — und wieder wird
man irre an sich selbst, an seiner Umgebung. Da kommt eine
kleine Schaar carmoisinroth gefärbter Vögel herangeflogen und
vertheilt sich auf die umstehenden Pinien. Krachend löst sich
der Schuss, und jeden Zweifels überhoben, stehen wir der That-
sache gegenüber: Hier im südlichen Algerien — Kreuzschnäbel
(Loxia curvirostra)!! Erstaunt sehen wir uns um und prüfen die
Gegend auf das Vorkommen dieser nordischen Gesellen. Da werden
wir es inne, dass wir uns in erhöhter Bergeslage befinden, wo uns
eine frische, ja oftmals geradezu kalte Luft umweht. Auch stehen ja
Pinien da, welche voll von Zapfen hängen und den Vögeln Nahrung
bieten in Hülle und Fülle. Kein Wunder daher, wenn der Kreuzschnabel
zum Charaktervogel dieses Gebietes wird, wo die Höhe
der Tiefe nördlicher Breitengrade entspricht. Auf den höchsten
Bäumen der schlanken Aleppokiefer finden wir den Horst des
nordafrikanischen Kolkraben (Corvus tingitanas, Irby) und nicht
selten in einem vorigjährigen (verlassenen) desselben Vogels das
Gelege vom Thurmfalken. Klatschend fliegt die Ringeltaube
(Palunibus torquatus, Kaup)1) aus den Zweigen der Kiefer und
verräth ihr kunstloses Nest, durch dessen locker gelegte Aestchen
die beiden weissen Eier hindurchschimmern. Die verlassenen,
fest find künstlich gebauten, oben überwölbten Nester der maurischen
Elster dienen anderen Vögeln zu Brutstätten. So fand
ich einst das possirliche Zwergohreulchen (Scops giu) brütend
i) Buvry sah eine besondere Art in dieser Taube, welche Bonaparte
als Palunibus excelsus beschrieb. Nach eingehender Prüfung der
mitgebrachten Bälge erwies sich jedoch die Identität mit unserer europäischen
Riegeltaube. — Der Verfasser.