
grösseren Fahrwege wimmelt es von dem dickschnabligen Gerstenammer
(JEmberiea miliaria) und pärchenweise begegnet man hier
der dunkelfarbigen, typischen Galerita cristata. Wachteln (Co-
turnix dactylisonans) liegen an den Rändern und Rainen und
gehen erschreckt vor einem mit lautem „brrüit“ auf. Das sind
vornehmlich die Brutvögel der Felder, die ich deshalb auch
Charaktervögel dieses Geländes bezeichnen möchte. —
Schon in den die Stadt umgebenden, saftig grünenden Wiesen
herrscht anderes Leben. Da ist vor allem der weisse Storch (Giconia
alba), der gravitätisch einherschreitend, auf der Nahrungssuche begriffen,
dem Spaziergänger allezeit auffallen muss. Er ist dort ebenso
vertraut wie in der Stadt, auf deren Häusern und Kirchen er
sein grosses Nest baut. Wiesenpieper (Anthus pratensis) erheben
sich häufig aus den Gründen, und nicht minder selten gewahrt
man den schwarzkehligen Wiesenschmätzer (Eratincola rubicola)
auf dem Telegraphendrahte sitzend oder anmuthig über der Wiese
flatternd und rüttelnd. Aus den Weidenbüschen, welche den
fliessenden Bach umgrünen, tönt uns das seelenvolle Lied der
Nachtigall (Daulias lusdnia) entgegen — und leitet den Beobachter
in eine andere Vogelwelt ein. Denn die Weissdornhecken bergen
Grasmücken (Sylvia cinerea, und hortensis), Rothschwänzchen und
Laubsänger, und in den Obst- und Fruchtgärten der Ansiedler
hört man die Stimmen von Grünling und Hänfling, Distelfink,
Girlitz und Kernbeisser im gemischten Chor durcheinander, dazwischen
Meisengezirp und die Strofe des vielstimmigen Gartenspötters
(Hypolais polyglotta). Wenn es dunkelt, gaukeln die,
Tiaumgestalten der Nachtschatten (Caprimulgus europaeus und
ruficollis) an einem vorüber oder sitzen gespensterhaft auf den
Wegen, der fliegenden, summenden Nachtkerfe auflauernd, oder
sie von den Thierexcrementen lesend, — während grosse Springmäuse
(Dipus djerboa) wie unruhige Geister mit Gedankenschnelle
hin und herhuschen. Und wenn schon andere Bilder zu verschiedenen
Tageszeiten herrschen, — wie müssen sich jene erst
ändern in den Jahreszeiten! Mit Staunen erfuhr ich von eingeborenen
Jägern, dass zur Zeit, wenn die Jagd im Hochsommer
eröffnet wird, die Felder von jagdbarem Geflügel wimmeln, dass
Schaaren von Wüstenhühnern (Eteroclurus alchata), auch Zwergtrappen,
Klippenhühner und Tauben die Streckern bedecken, wo
man sie im Frühjahr vergeblich suchen würde. Denn alle werden
offenbar an ferner gelegenen Brutplätzen zurückgehalten, und
kommen erst — wenn diese in der Hochsommerglut verarmen —
in jene Distrikte herab, in welchen durch Anbau und menschlichen
Fleiss Nahrung in Hülle und Fülle auch für sie vorhanden ist.
Von besonderem Interesse dürften für den forschenden
Ornithologen die Höhenzüge um Batna herum sein, da sie eine
wunderbar reiche und hervorragend schöne Ornis entfalten. Ihr
Vegetationscharakter ist in der Regel der mediterrane Strauchoder
Niederwald, der den besonderen Namen „die Maquisvegetation“
führt. Gerade die Basis der Auresberge, die bei Batna
einsetzen, trägt diesen Vegetationscharakter in ausgeprägter
Form. Da sind dichte Büsche der Fhillyrea angustifolia, da
die gelbblühenden Genista- und Calycotome-&rten, auch weissblühende
Cmtee^MSStauden, untermischt mit den schwarzgrünen
CtoKiWsbäumchen, oder den duftig blaugrünen Wachholderbüschen
(luniperus oxycedrus)", Rosmarin, Thymian und Lawendel bedecken
die Abhänge, und überall gewahrt man die Steineiche, bald zu
dichten Büschen geballt, oder in anmuthiger Baumform sich erhebend,
während thronend oder gewissermassen beschattend hier
und da die schlanke Aleppokiefer {Einus halepensis) sich erhebt,
und dem ganzen Bilde ein ungemein liebliches Gepräge verleiht.
Auf dem Kamme dieser Höhenzüge läuft das nackte Gestein
malerisch schön entlang, und erhöht den Anblick, verwebt den
Reiz des echt südländischen Gemäldes. Zwei liebliche Vogelgestalten
möchte ich hier ganz besonders als Kinder dieser Vegetation
nennen, als Charaktervögel aufgefasst haben. Die eine
davon ist der Moussjersche Wiesenschmätzer (Eratincola Moussieri,
L. 0. G.), dessen Nester ich so glücklich war aufzufinden, — die
andere Tristram’s Grasmücke (Melizophilus deserticolus), welche
der Gegend durch ihre zum Ausdruck gebrachte Lebhaftigkeit
und innere Erregung einen ungemeinen Liebreiz verleiht. Wem
je das Glück zu Th eil geworden, diese hübschen Vögel in der
Natur zu beobachten, wird mit mir einstimmen, dass es schwer
hält, einem davon den Preis der Schönheit zuzuerkennen. Aber
diese stehen keineswegs vereinzelt da. Hier leben Banden von
Flachsfinken und Grünlingen, deren Nester man allerwärts findet,
auch rothköpfige Würger (Lanius rutilans, Temm.) und die niedlichen
Zaunammern (Eniberiza cirlus). Aus den berankten
Schluchten und Thälern hört man das kernige Liedchen des
Zaunkönigs (Troglodytes parvulus, Koch) schallen und lauscht
überrascht den melancholischen Tönen der Baum- oder Haide