
wuchs, nachzuweisen, die Existenzbedingungen zu ersehen und
das Charakterbild zu vervollständigen.
Die wenigen, mir unbekannten Säugethiere, wurden von
Herrn P a u l Ma t s c h i e in Berlin gütigst bestimmt. Herr Prof.
Dr. Oscar B o e t t g e r in Frankfurt a. M. übernahm in alter,
wohlwollender Weise die Durchsicht der in Alcohol mitgebrachten
und von mir bereits zum grössten Theil richtig erkannten Kriech-
thiere, welche auf dieser Reise mein ganz besonderes Interesse
erregten und mit Eifer von mir verfolgt, gefangen und beobachtet
wurden. Dem genannten Herrn spreche ich auch an dieser
Stelle öffentlich meinen tiefempfundenen Dank für seine freundschaftliche
Gesinnung und stets bereitwillige Mühewaltung aus.
Herr Dr. H. Lenz in Lübeck hatte die Güte die von mir
gesammelten Fische zu bestimmen, wofür ich genanntem Herrn
ebenfalls meinen schuldigen Dank abstatte. — Endlich übernahm
Herr Major Dr. von H e y d e n in Frankfurt a. M. die
Bestimmung der von uns gesammelten Coleopteren, deren Namen
zur Vervollständigung des Landschaftsbildes nicht minder beigetragen
haben. Auch ihm gilt der Ausdruck meines empfundenen
Dankes in nicht weniger herzlicher Weise.
So übergebe ich denn diese Arbeit der Oeffentlichkeit, dem
Urtheil meiner Fachgenossen und Collegen. Möge das Werk,
welches ich als ein Lieblingskind meiner wissenschaftlichen
Thätigkeit ansehe, das mir grosse Freude bereitet,, nicht minder
aber auch manche Sorge verursacht hat, — eine freundliche
Aufnahme finden und eine allerseits gerechte Kritik hervorrufen.
Möchten doch Alle dabei bedenken, dass wir nicht des
Namens und der persönlichen Beziehungen wegen schreiben,
sondern um der Förderung willen unserer hehren Wissenschaft,
die Licht und Wahrheit verbreiten soll.
E r s t e s Kapi tel .
Batna.
Einer der ausgiebigsten Orte für den im Atlasgebiet sammelnden
und forschenden Ornithologen ist Batna. Die Stadt
selbst liegt in der Einsenkung zweier gewaltigen Gebirgsstöcke,
am Eingänge einer weiten Ebene auf dem 35° 40' nördl. Breite
und dem 3° 55' westl. Länge in einer Höhe von 1025 Met. ü.
d M.1)- Diese Ebene, von welcher man sagt, dass sie die Grenz-
scbeide zweier Volksstämme bilde, der Araber und der Schatois
nämlich, so dass östlich von Batna in dem wilden Auresgebiete
die letzteren, westlich davon auf dem Djebel Touggour und
seinen Ausläufern die ersteren hausen, — bildet den weitaus
ergiebigsten und fruchtbarsten Theil des Bezirkes. Unabsehbare
Gersten- und Weizenfelder bedecken die Ebene, deren Boden
allezeit fruchtbar zu bleiben scheint ohne sonderliche Pflege und
Urbarmachung. In sieben- und mehrfacher Bestockung habe ich im
Frühjahr die Gerste dem Boden entsteigen sehen, deren Sprossen
den üppigsten Eindruck hervorriefen, den ich je wahrgenommen
habe. Ein Meer sogenannter Unkräuter durchwirkt die Saat.
Da steht das gelb- und weissblühende Chrysanthemum, ein Gla-
diolus, Disteln, deren wohlriechende, nach Vanille duftende
Blüthenköpfe dem Boden aufsitzen, das weisse Ornithogalum und
eine wunderhübsche safranfarbige Tulpe (Tulipa celsiana, Red.).
Ganze Strecken weit bedeckt der vorigjährige Asphodill den
Boden, von Weitem schon durch seine graugelbliche Farbe sich
verrathend. Das sind die rechten und echten Plätze der Kalanderlerche
(Melanocorypha calandra), die man schaarenweise über den
Feldern gewahrt und ihrem vollendeten Gesänge zu lauschen nicht
müde wird. Ihre Mengen bilden ein nimmer endenwollendes
Gewoge in der Luft, — denn hunderte von ihnen baden sich
beständig im klaren Aetber, während andere hunderte auf dem
Boden der Nahrungssuche obliegen. Der Meistersängerin reiht
sich kaum minder häufig unsere gewöhnliche Feldlerche (Alauda
arvensis) an, deren Nester man zur rechten Zeit beim Durchgehen
der Saat oft entdeckt. Auf kahleren und höher gelegenen Stellen
begegnet man auch der Isabelllerche (Calandritis hrachydactyla,
Leisl.) und dann auch in der Regel dem Brachpieper {Agrodroma
campestris). Denn beide Arten stellen fast gleiche Ansprüche an
die Bodenformation- und deren Pflanzenwuchs. Mitten in den
Feldern wird man auch häufig überrascht durch die kleine Brillengrasmücke
(Sylvia conspicillata, Marm.), die in einem der üppigeren
Unkrautgewächse ihr dichtes und tiefnapfiges Nest baut. Das
behende schmucke Vögelchen verräth sich zumeist durch seine
niedliche Gesangesstrofe, die laut und vernehmlich in die reine,
unverfälschte Natur klingt. In der Nähe der Chausseen und
i) Nach Louis Piesse, Algérie et Tunisie, Paris 1891.