
erfrischend — jetzt lag es vergilbt und sonnverbrannt vor uns.
Kaum, dass noch die Tamarisken am Ouëd Biscra ein einiger-
massen grünes Aussehen zeigten. An den Uferwänden hatten
die Bienenfresser sich sesshaft gemacht und flogen in grossen
Schwärmen aus ihren selbst gegrabenen Böhren ein und aus.
Schon winkte uns die Oase Biscra entgegen, und je näher wir
kamen, desto freudiger wurde unsere Stimmung, desto dankbarer
unsere Gesinnung. Aber auch unsere Leute wurden davon ergriffen.
El Haja konnte die Zeit nicht mehr abwarten und
lief mit meiner Erlaubniss in das alte Biscra, um seine Frau und
Familie zu begrüssen. Wir ritten ruhig weiter, bald hierhin, bald
dorthin grüssend, alte Freunde und Bekannte erkennend. Um
4 Uhr halten wir unseren Einzug in Biscra und stehen bald
darauf vor dem freundlichen Hotel du Sahara, begrüsst und beglückwünscht
von Jedermann. Wirth und Wirthin heissen uns
herzlich willkommen, erschrecken aber vor unserem Aussehen
und unserer Farbe. „Vous êtes comme une négresse, Madame,“
war das zweite Wort nach dem freundlichen Empfangsgruss. Die
Worte mögen für sich sprechen, wie gewaltig die Sonne auf uns
gebrannt, wie furchtbar wir unter ihr gelitten haben. Wer aber
die Freude kennt, die aus vorangegangenen Mühen und Unbilden,
ausgestandenen Strapazen und Gefahren dankbar hervorgeht
und zum strahlenden Ausdrucke gelangt, der wird das Gefühl
würdigen können, welches uns als Forscher und Menschen beseelte
und voll befriedigte. Mehr als 1150 Kilom. Weges in der unwirklichen,
gluthhauchenden und doch so poësiereichen Sahara
liegen glücklich zurückgelegt hinter uns!
Einem ungefähr achttägigen Verweilen in Biscra schloss
sich ein vierzehntägiger Aufenthalt in Batna an, der vom besten
Erfolge, namentlich nach der oologischen Seite hin, begleitet war.
Ende Mai verliessen wir die afrikanische Küste und sagten Alger
Lebewohl. In rascher Fahrt eilten wir von den Gestaden des
blauen Mittelmeeres zum deutschen Rheinstrome, und schon am
Donnerstag, den 1. Juni hatten wir Bonn erreicht.