
unmöglich sei. Die bereits beschriebene Gegend bot für uns nichts
Neues und Erwähnenswerthes.
Dienstag, - den 2. Mai 1893. Nach Uebernachtung im
Fourou’schen Hause erfolgte der Abmarsch um 8 Uhr morgens.
Wir durchritten die Oasen Ourlana und Sauja und sahen dann
die Oase el Berd rechter Hand von N’za Ben R’zik, wo wir unser
Frühstück einnahmen. Dann folgte die Oase Sidi K’helil und
sodann nach langem, höchst beschwerlichem Ritt M’raier. Eine
herrliche Erquickung brachte uns das Bad in dem vom artesischen
Brunnen gespeisten Kübel nahe dem Hause. Auch die heutige
Marschroute brachte uns ausser einer auffallend kleinen Certhi-
lauda, welche möglicherweise die Tristram’sche Salvini darstellen
könnte1), nichts Neues.
Mi t twoch, den 3. Mai 1893. Die Nacht gehörte nicht
zu den erquickendsten; unsere Nerven waren überreizt und wir
selbst am Ende unserer Leistungsfähigkeit angelangt. Das Plärren
und Brüllen der Kameele am Wasser, sowie das ohrenmarternde
Gegacker der Perlhühner im Hofe Hessen ohnedies den Schlaf nicht
auf uns kommen. Abmarsch gegen 9 Uhr. Am Puit artésien in
der Oase Ourir nahmen wir unser Frühstück ein, welches uns
prächtig mundete. Dann durchritten wir den Chott Melr’hir und
wären um 2 Uhr in Kef el Dohr und gegen 6 Uhr am Bir Stáil.
Ich erlegte auf der Route 1 Fteroclurus senegalus und 1 Galerita
isabellina, am Abend 1 Caprimulgus aegyptius. Alle 3 Vögel
wurden heute abgebalgt.
Don n e r s t a g , den 4. Mai 1893. Eine Unmenge Wüstenhühner
flogen am Morgen um uns- herum, ihr Ankommen durch
ihr lautes Geschrei verkündigend. Alle streben nach den Wassertümpeln,
die hier und da im Oued stehen geblieben sind. Herr W.
erlegt auf einen Schuss 1 Fteroclurus alchata und 1 Ft. senegalus.
Ausserdem hat er das Glück, ein Pärchen von Saxícola moesta
zu sehen. Auch ich gewahre ein Pärchen dieser distinguirten
Steinschmätzerart und erlege es, — das *? entschlüpft leider
geflügelt vor mir in ein Mauseloch. Ueberhaupt wurde die
Gegend um Chegga wieder hochinteressánt. Alles ist weit vor
geschritten. Certhilauda und Otocorys haben Junge, welche, eben
flügge, von uns gegriffen und eingefangen werden, ein paar
reizende, ganz allerliebste Dingerchen. Eine vereinzelte Rhampho-
!) v. II. Theil. No. 105.
corys Clot-Bey kommt mir zu Schuss, welche beim Greifen sich
tüchtig wehrt und mit ihrem starken Schnabel Herrn W. so
schmerzhaft in die Hand kneipt, dass er laut aufschreit. In
Chegga selbst machen wir eine kurze Rast und nehmen unsere
Tour gleich wieder auf. Ueberall auf dem steinigen Hochplateau
pfeift die Ammomancs cinctura ihr anspruchsloses Minnelied.
Das Bordj-Saada kommt gegen 6 Uhr in Sicht. Wir beschliessen
jedech, unser Zelt auf freiem Hochplateau aufzuschlagen und
campiren zum letzten Male auf dieser Reise in demselben. Bis
tief in die Nacht hinein sind wir fleissig beim Präpariren der
Vögel, Eier, und Reptilien, bis uns die Müdigkeit übermannt, und
wir uns erschöpft auf unser Lager werfen.
F r e i t a g , den 5. Mai 1893. So müde wir auch waren:
von Schlaf konnte in der Nacht kaum die Rede sein. Wir befanden
uns im Zustande hochgradiger Ueberreiztheit und sahen ein,
dass wir keine Woche länger mehr auf diese Art weiter reisen
durften. Dazu kam, dass die Nächte uns eine kaum nennens-
werthe Abkühlung brachten. Nichts aber wirkt erschlaffender,
entnervender, als eine gleich bleibende Temperatur, zumal die
hochgradige der Wärme. Das Thermometer sank , in der Nacht
kaum unter 30° Cels., während es sich über Tag in der Sonne
leicht um 20° höher erhob. Das hatte die bedenklichsten Symptome
bei uns zur.Folge gehabt. Ausser dem lästigen Kopfdruck, unter
dem man fortwährend, sland, und der sich oft bis zu sonnenstichartigen
Kopfschmerzen steigerte, herrschte eine unsagbare
Gereiztheit und Erregbarkeit vor, die oft bei dem geringsten
Anlass entweder heftig ausbrach, oder umgekehrt einer stumpfen,
gleichgültigen Apathie Platz machte. Auch Gesichtsjucken
trat häufig auf, geschwollene Füsse und dergl. mehr — alles
Anzeichen der weit über das Maass des Möglichen hinausgehenden,
abgearbeiteten .Körperkräfte. Heute nun stand das Ende dieser
Mühsalen und Beschwerden, die Vollendung unserer Reise bevor.
Schon früh waren wir auf und mussten uns wieder an den Arbeitstisch
setzen, ehe wir unsere Weiterreise aufnehmen konnten.
Endlich erfolgte der Abmarsch — es war 11 Uhr vorbei.. Wir
passiren das bekannte Bordj Saada uqd reiten in die Tiefebene
(Sebkha) hinab. In Mouleina halten wir noch einmal, um unser
Frühstück zu verzehren. Aber wie hatte sich der Ort inzwischen
verändert, wie war das Bild der Umgegend ein so ganz anderes
geworden 1 War es schon früher nicht besonders lebhaft und