
frischen Hühnereiern war der begleitende und sich bethätigende
Ausdruck seiner Gesinnung und Gastlichkeit uns gegenüber. Es
war klar, dass das Urtheil und die Segnungen des in weitem Umkreise
als heilig gesprochenen Marabuts uns Allen nur zu Gute
kamen, und wir im Ansehen und an Würde bei unseren Leuten
gewannen und stiegen. Der Sämüm hatte nachgelassen, sodass
wir dicht am Hause den Kochapparat aufstellen und functioniren
lassen konnten. Während wir uns die Suppe gut schmecken
Hessen, verzehrten die Araber die in glühender Asche leicht gerösteten
Leiber der Skinke, deren der Chambi eine ganze Tasche
voll zum „leckeren Mahle“ eingefangen hatte.
F r e ita g , den 28. A p ril 1898. Trotz der unsagbaren
Schwüle, welche im Magazin herrschte, hatteu wir die Nacht durch
einen wohlthuenden Schlaf glücklich überstanden. Die Strecke
bis Touggourt war auf 2—3 Tage veranschlagt worden. Wir
betrieben unseren Aufbruch mit einer gewissen Gemächlichkeit
und ritten erst nach 9 Uhr von el Alia ab. Als wir an dem
Brunnen vorbeikamen, dessen Wasser wir gestern Abend getrunken
hatten, liess ich Halt machen und die beiden Holzfässer
füllen. Die Dünen waren gewichen, statt dessen herrschte der
weissliche Sand vor mit der für diesen Boden characteristischen
rosa blühenden Wüstenpflanze. Die Gegend zeigte überhaupt die
grösste Aehnlichkeit mit der Umgegend von Touggourt. Es traten
auch die typischen Vogelformen auf: Galerita isabellina, Certhi-
lauda alaudipes, Stoparola deserti und Drymoeca sdharae. Auch
der Lanius dealbatus war häufig, dessen Nester wir mehrfach
fanden; seltener paarweise auftretend die Saxicola deserti. Wir
folgten zunächst einer deutlich sichtbaren Karawanenroute, die
sich aber später im Sande für uns verlor. Der inzwischen sehr
herangewachsene und mit Konturfedern bereits völlig bedeckte
Bussard war heute nicht satt zu kriegen und wurde durch sein
fortwährendes Gezischei und Geschrei überaus lästig. Wir fingen
grosse Agamen und Acanthodactylen, welche wir ihm nicht mehr
zu zerstückeln brauchten, da er sie in seinem unablässigen
Heisshunger ganz herunter würgte. Es war. wirklich eine Aufgabe
für meine Frau, diesen kreischenden Nimmersatt vor sich
zu haben. Dazu kam, dass ihm der Korb, worin er sass, zu klein
wurde, und er neben seinem denervirenden Geschrei eine starke
Unruhe an den Tag legte. Er musste fortwährend beobachtet
werden, da er sich im Korbe unausgesetzt drehte und wandte,
um den Sonnenstrahlen zu entgehen, die ihm anscheinend höchst
lästig und unangenehm wurden. Auch gebrauchte er bereits
seine Schwingen und war ein paarmal aus dem Korbe herausgeflattert,
uns auch dadurch Aufenthalt und Mühe verursachend.
Der Wind hatte sich gelegt, und wenn er auch noch stoss-
weise hier und da einsetzte, so war er doch im Ganzen nicht von
der nachtheiligen und gefährlichen Wirkung wie am gestrigen
Tage. Dagegen brannte die Sonne in alter Weise unbarmherzig
auf uns herab. Die Gegend blieb im selben Character und bot
fast gar keine Abwechselung. Das hatte denn auch eine Verirrung
zur Folge gehabt. Unser Spahis, der uns zum Abend an
einen Brunnen bringen wollte, ritt kreuz und quer und wusste
bald nicht mehr aus noch ein. An einen Brunnen war gar nicht
zu denken, und so mussten wir denn an einem Hügel (Erg) Halt
machen und unser Zelt aufschlagen. In weiter Ferne wurde von
hier aus ein Telegraphenthurm sichtbar, dem wir morgen zureiten
wollten, da in dessen Nähe der Brunnen stehen sollte. Ich war
nicht gerade erbaut über diese unliebsame Verirrung, die nach
meinem Dafürhalten jedenfalls eine Verzögerung und Verlängerung
der Reise im Gefolge haben musste. Unsere Kameelführer trium-
phirten über den Spahis, von dem sie sagten, dass er sie um
Mittag von ihrer richtigen Route abgelenkt hätte. Jedenfalls
war der Spahis nicht genügend orientirt und zog sich dadurch
eine von mir scharf ertheilte Rüge zu.
S o n n a b e n d , den 29. A p ril 1893. Starke Windstösse erfolgten
in der Nacht an unser Zelt, doch ging die Sonne am
Morgen klar auf, und der Wind hatte zum Glück für uns nachgelassen.
Ich hatte gestern wiederum den Befehl ertheilt, dass
ohne meine persönliche Erlaubniss keiner von den Leuten sich
das Wasser aus den Fässern holen dürfte. Plötzlich höre ich,
— noch im Zelte weilend — wie Jemand an den Wasserfässern
herum hantirt, springe auf und sehe, dass der Spahis eben im
Begriffe ist, sich Wasser in seine Blechkannen zu giessen. Als
ich ihn darüber zur Rede stellte, zeigte er mir gegenüber ein
ungeziemendes Wesen, sodass ich ihm als Strafe dafür die Entnahme
des Wassers rundweg verweigerte. Mit verhaltener Wuth
ging er zu seinem Pferde und liess sich in einiger Entfernung
von uns nieder. Die Rüstungen zum Weitermarsch begannen^
unwirsch ging auch Shada auf meinen Befehl an die Arbeit. Als
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