
Körpers heiss verlangend durchzog. Nachdem die Dünen passirt
waren, kamen wir auf festeren Boden, der gewellter Natur war,
von Höhenzügen und vereinzelten Bergkegeln (Mamelons) durchsetzt.
An einem dieser Hügel begegneten wir einigen Arabern,
die wir wegen der Brunnen befragten. Sie erwiderten uns, dass
wir ein wenig nach Osten zu bald auf diese stossen würden.
Von neuer Hoffnung belebt zogen wir eiligst unseres Weges.
Aber die Brunnen zeigten sich nicht, soweit wir auch die Gegend
mit unseren Blicken maassen, und ungeduldig darüber fragte ich
ein über’s andere Mal unsere Kameelführer: ouen el Bir (wo ist
denn der Brunnen)? Die nickten nur stumm mit dem Kopfe oder
machten mit den Fingern jene eigenthiimliche Bewegung, welche
etwa sagen sollte: Warte nur, wir kommen schon hin und sind
nicht mehr weit davon, ich war schon froh, wenn Letzteres (das
müsch behid) hinzugefügt wurde. Aber auch unsere Leute quälte
ein namenloser Durst. Jetzt rannten sie wie besessen einen
höheren Berg hinauf, um sich nach den Brunnen umzuschauen.
Wir folgten nolens volens nach und sahen schon aus weiter
Entfernung an den Tänzen und Sprüngen derselben, an den
Winken und den Hantirungen, dass die Brunnen in Sicht gekommen
waren. Nun spornten wir unsere entkräfteten Maul-
thiere zu schärferem Gange an und erreichten bald die Stelle,
wo die Leute gestanden hatten. Kaum waren wir dort angelangt,
als auch unsere Augen auf die gemauerten Rundbrunnen fielen.
Mit uns erkannten aber auch unsere Thiere ihre Rettung. Plötzlich
spitzten sie die langen Ohren nach vorne, richteten ihre Köpfe
empor, wieherten ein paar Mal, — und fort ging’s im sausenden
Galopp auf dieselben los. Der Boden erdröhnte unter ihren Hufen,
Hüte und Decken flogen herab und zuletzt der Reiter selbst. Was
that es? Wir hatten die Brunnen erreicht, wir waren gerettet!
In der an einem derselben gemauerten Tränke fanden wir noch
das Wasser vor, welches der Spahis für sein Pferd geschöpft
hatte und stürzten nun darauf los. Wie es beschaffen war, wie
es schmeckte, war gleichgültig, und ob auch von Staub und
Schmutz durchsetzt: wir tranken es gemeinsam mit unseren
Thieren, die sich an dasselbe gedrängt hatten, und neidisch aufeinander
sich wütherid darum bissen und schlugen. Im Umsehen
war das Becken bis auf den letzten Tropfen geleert worden.
Nachdem wir damit nun den ersten Durst gelöscht hatten, wurde
der Eimer an einem Seile herabgelassen und das bessere und
kühlere Wasser empor gezogen. Es war reich an Bittersalzen,
aber dennoch in Folge seiner Kühle erfrischend und wohlthuend.
Immer von Neuem hielten wir unseren Mund an den Eimer und
tranken und tranken! Schien es; doch, als ob jeder Quadrat-
centimeter im Körper sein Anfeuchtungsrecht beanspruche, und
kaum .wandten wir uns gesättigt von dem Wasser ab, als wir in
der nächsten Minute wieder mit gleichem Verlangen an den gefüllten
Eimer herantraten. Zwei und eine halbe Stunde blieben
wir an den Brunnen und netzten und kühlten uns fortwährend
mit ihrem erfrischenden Nass. Es waren im Ganzen 4 Brunnen-
löcher, welche alle mehr oder minder mit gutem Wasser gefüllt
waren. Aber auch noch eine andere Ueberraschung brachten
mir dieselben. Der Passer simplex hatte in ihnen seine Nester
gebaut! Natürlich gab ich mir jede nur erdenkliche Mühe, an
dieselben heranzukommen und liess den Cbambi am Seile herab
in die Tiefe, um nach ihnen zu suchen. Wir fanden 2 Nester,
von denen eins 3 noch nackte Junge enthielt, welche ich sammt
Nest wieder in die Mauerfugen einsetzen liess, das andere 3
stark bebrütete Eier, die ich nicht mehr entleeren konnte. Der
ebenso interessante als seltene Fund wurde sorgfältig verpackt
und verwahrt. Die Eier erwiesen sich als typische Sperlingseier
und rechtfertigen daher keineswegs den von Bonaparte auf-
gestellten neuen Genusnamen, und zwar um so weniger, als auch
der Vogel keine wesentlich vom Genus Passer verschiedene
Gattungsabzeichen trägt. Es wurden 2 Pärchen dieser distin-
guirten Art daselbst erlegt, welche ich leicht noch um einige
Exemplare vermehrt haben könnte, wenn ich nicht hätte befürchten
müssen, dass ich sie heute Abend nicht alle zu prä-
pariren im Stande sein würde.
Inzwischen hatte sich der Wind verstärkt und wir mussten
eilen, unsere Marschroute aufzunehmen, wenn wir gegen Abend
el Alia erreichen wollten. Es war Südwind, den der Araber ipi
Gegensätze zum Westwind (Gebli) Scheli nennt. Wir verliessen
nun die Brunnenstätte el Säif und ritten weiter.. Immer heftiger,
wurde der Wind, der bald zum richtigen Sämüm ausartete. Wir
passirten zunächst ein meist sandiges. Gelände mit ansehnlicher
Vegetation. Letztere kümmerte indessen von Stunde zu Stunde und
blieb zuletzt fast ganz aus. . Nackte Sanddünen starrten uns entgegen,
an denen wir die Arbeit des Windes sehen konnten. Der
nahm sie in seine Gewalt und führte ihren Sand vor unseren Augen