
betrachten, denselben von ganzer Seele zu 'bewillliommnen, ihn nicht nur als fürstlichen Reisenden,
sondern auch als theuern Freund zu. begrüssen.
Die Galatracht des siamesischen. Hofes entbehrt bei all ihrer Eigenartigkeit nicht der
Eleganz, sogar im europäischen Sinne des Wortes. Dazu kommt aber noch, dass sie zu der
leiblichen Erscheinung derjenigen, die sie tragen, passt, was man z. B. von der Tracht der japanischen
Staatswürdenträgei nicht behaupten kann. Am Menam versteht man augenscheinlich,
ästhetische Anforderungen der Nationalität
mit den Idealen reiner Menschlichkeit
in Einklang zu setzen. Der
Europa-Cultus darf hier nicht einen
Augenblick das Bewusstsein zum Schweigen
bringen, dass nicht alles, was im
Abendlande zur äussern Repräsentation
gehört, nun auch sofort auf die Vertreter
der eingeborenen braunen Rasse,
der „Sayam“ (roth), anwendbar ist, jener
Rasse, die auch dem Lande den Namen
gegeben hat Diese Rasse rühmt sich
des stolzen Beinamens „thai“ , als der
„freien“ , und der Name kommt ihr auch
mit Recht seit mehr als einem Jahrtausend
zu, seit jener Zeit, als sie das Joch
Kambodschas abwarf und jahrhundertelang
erfolgreich die furchtbarsten Inva-:
sionen ihrer mächtigem Stammesgenossen
(hauptsächlich Birmas) zurückschlug.
Der Mittag .rückt heran. Die Luft
scheint zu glühen. Unter den Decora-
tionen der Anfahrt bemerkt man auch
eine russische Bewillkommnungsinschrift,
die ein hier ansässiger Kurländer,
BHHBHBB : ' der nach Siam kam, um sein Glück
KÖNIG TSCHULALONGKORN VON SIAM. .
zu machen, an einem die Landung
schmückenden Pavillon angebracht hat.
Um den Paradesonnenschirm des Landesherrn gmppiren sich siamesische Prinzen von Geblüt und
Höflinge. Sie tragen schöne Korkhelme, goldgestickte Seidenuniformen und blaue hosenartige
Lendentücher, die eigentlich aus einem einzigen um die Hüften geschlungenen Seidengewebe „panung“
bestehen, ferner weisse, hohe Strümpfe und Schnallenschuhe.
Der Grossfürst-Thronfolger in der Galauniform der Gardeleibhusaren steigt aus der phantastischen
Pirogue mit ihren 46 theatralisch geputzten Ruderern ans Ufer unter einen kleinen
Triumphbogen, an welchem Seine Kaiserliche Hoheit von König Tschulalongkorn erwartet wird. Der
Titel Seiner Majestät in extenso ist auf einmal ziemlich schwierig auszusprechen; er lautet nämlich
„Phra - Bad - Somdetsch-Phra-Paramindr-Maha-Tschulalongkorn-Phra-Tschula-Tschau-Klao-Tschau