
Kriegsschiff „Mongkut Radschkumar“ abgesandt habe, Ew. Kaiserliche Hoheit bei Ihrer Annäherung
an Mein Land in Meinem Namen willkommen zu heissen. Mein Bruder erscheint als der persönliche
Ausdruck der Gefühle, die Ich und Mein Haus für das Erhabene Russische Kaiserhaus hegen,
dessen Hocherlauchter Sprosse zum ersten mal in der Geschichte Siams dessen Küsten naht.
Ich hoffe, dass. wenn Ew, Kaiserliche Hoheit die Worte vernommen haben werden, die
Mein Bruder zu übermitteln den Auftrag hat, Kaiserliche Hoheit aus denselben neue Beweise
der Hochachtung und Freundschaft schöpfen werden, die ich für das Kaiserhaus empfinde* unter
dessen mächtigem Schutz und Schirm das grossh .fusdsche' Volk lebt, wie Ew. Kaiserliche Hoheit
denn auch überzeugen werden von Meiner und Meines Hauses aufrichtigen Freude ' und
Stolz in dem Bewusstsein, dass Sie mein Land bald besuchen kommen.
Ich verbleibe
Ew. Kaiserlichen Hoheit grösser und guter Freund
T schulalongkorn.
Der Grossfürst-Thronfolger empfing den Prinzen äusserst freundschaftlich , und; beantwortete
das/königliche Schreiben ebenfalls in herzlichen. Ausdrücken. „Die Gefühle," die Ew. Majestät aus-
gesprochen haben“, schrieb der Grossfurst, „werden mir auf immer unvergesslich bleiben.“
Dienstag,-März.
. Heute Abend um vier Uhr findet die officielle Landung statt. Polizisten, die ¿ich aus
Sikhs, Malaien und Chinesen rekrutiren, halten die ungeheuere, aus den verschiedensten Völkern
bestehefide Menge im Zaume. Nicht umsonst heisst es, es seien hier, auf diesem Jahrmarkt der
Welt, die Vertreter von nicht weniger als 25 Nationalitäten vereinigt Infolge der vorteilhaften
geographischen Lage und der Eigenschaft. Singapurs als Freihafen, treffen an der Meerenge von
Malakka die Söhne des Himmlischen Reiches zusammen mit Malaien, Afrikanern, Persern und
Arabern, mit Ceylonesen und Parsen, mit Bewohnern Bengalens und Südindiens (besonders den
jedes Jahr zahlreicher auftretenden „Klings“ , langhaarigen Muhammedanern von der Koromandelküste),
mit Annamiten,, Siamesen und Birmanen. Reiche Armenier, Europäer — darunter ein ansehnliches
Contingent von Deutschen, die den Engländern jenseits des Meeres so unangenehm sind
Australier, Amerikaner haben auf den Baikonen und Verandas über der harrenden bunten Menge
Platz genommen „
Horch, der erste Salutschuss ist soeben gelöst worden. Der Donner der Geschütze wächst;
an den Salven betheiligt sich nun auch das Fort Canning. Der Gouverneur der Colonie „Straits
Settlements“ , Sir Cecil Clementi Smith, in Galauniform mit dem Michaels- und Georgsorden,
General Warren und der russische Consul empfangen die erlauchten Reisenden, die sich durch
SINGAPUR.
die decorirten Strassen zu dem etwas abseits vom Centrum gelegenen „Government Hill“ begeben.
Hier befindet sich die Residenz des Gouverneurs.
Singapur bildet einen der glänzendsten Beweise für das erstaunliche Geschick und Glück,
womit Grossbritannien versteht, sich fremden Eigenthums zu bemächtigen, sobald andere Völker
sich entweder im Zustand
politischer Lethargie
befinden oder sich
nicht entschliessen können,
da ihre Fahne zu
entfalten, wo die Rechte
der Eingeborenen nicht
genügend ausgesprör’
chen sind. Die relativ
mächtigen ostasiatischen
Reiche brachten es nicht
dazu, hier etwas Grossartiges
zu schaffen, Rivalen
aus dem Abendlande
(Holländer, Franzosen
u. s. w.) entschlossen
sich ebenfalls nicht
rechtzeitig, eine Gegend
in ihre Gewalt zu nehmen,
die einem harmlosen
'Sultan gehörte.
Da erregte sie die Gelüste
der Engländer.
Tüchtige Kapitäne erkannten
ihre hochwichtige
Lage, und siehe da,
eines Tages kauften die
weitaüsschauenden Seefahrer
die Insel nicht
etwa von dem thatsäch-
lichen Besitzer, sondern
von einem malaiischen
Fürsten, der sehr zweifelhafte
Ansprüche darauf
besass. Den Eingebo- em p fa n g in S in g a p u r.
renen blieb nichts anderes
übrig, als den Streit über den rechtmässigen Besitz unter sich beizulegen — einen Streit,
der um so nutzloser war, als der Verkäufer materiell stärker erschien als der, welcher durch die
schlaue Combination geschädigt worden war.
Damals, als der talentvolle Gouverneur des englischen Java, Sir Stamford Raffles, nach
Zurückgabe Javas an Holland in Singapur mitten unter den armseligen Fischerhütten der Eingeborenen
eine neue Factorei gründete, war den Gründern selbst noch nicht klar, dass die An