
AM G AN G E S .
. Before us rolling grandly,
Bright with the sun’s red beam,
More heavenly than eärthly
Appeared the hallowed stream,
. { Mother of m'ighty rivers,
Adored by samt and sage,
The much-loved peerless Gunga,
Farnous from age tö age.
Sherring, Hindu Pilgrims.
N i c h t allein das Weichbild von Benares, auch die nächste, Umgebung der Stadt wird als
heilig betrachtet. Abgegrenzt wird sie durch einen Ringweg, den Pantsch Kassi, der sich vom
Mittelpunkte von Benares auf höchstens 20 Kilometer entfernt. Dieser Weg ist durch zahllose
Kapellchen bezeichnet, in denen Götter über die Wohlfahrt der heiligen Stadt und die Reinhaltung
des Glaubens wachen sollen. Den die Kapellen verbindenden Wegstrecken werden wunderthätige
Eigenschaften zugeschrieben, während der Boden dicht daneben nur als simpler Erdboden angesehen
wird. Selbst der Staub vom Pantsch Kassi gilt für heilig. Die Gläubigen, die in dem vom
Pantsch Kassi und dem Ganges umspannten Gebiete wohnen, fühlen sich schon durch diese That-
. sache zu neuem Leben erweckt Sogar Muhammedaner und Christen, ja selbst schwere Verbrecher
und die verachteten Parias sollen an dieser heiligen Stätte von der Nähe Schiwa’s durchschauert
werden. Die Bewohner von Benares fühlen sich verpflichtet, den Weg zur Busse ihrer Sünden
zweimal im Jahre zurückzulegen, doch ist ihnen dies nur zu Fuss gestattet; kein Alter, kein Rang
berechtigen, den Weg auf andere Weise zu betreten, nur Kranke und Krüppel dürfen sich auf dem
Pantsch Kassi fremder Hülfe bedienen. Jeder Genuss, selbst das Betelkauen, dem sonst die Hindus
leidenschaftlich fföhnen,- ist hier streng untersagt; Speise und Trank einzunehmen ist nicht erlaubt.
Selbst Zank und Streit müssen auf dem heiligen Wege schweigen.
Für die Instandhaltung des Pantsch Kassi sorgen die englischen Behörden. Gern würden
diese ihre besondere Fürsorge auch der Durchführung sanitärer Massregeln in diesem Mekka
des Hinduthums widmen,, gern würden sie Licht und Luft in das Gewirre der Strassen, dringen
lassen und damit nicht allein gesundheitswidrige Zustände abschaffen, sondern auch manchen Aufruhrgedanken
im Keime zerstören, der von hier aus sich ohne Wissen der „weissen Herren“ über
das Land verbreitet und zu spät aus Thaten erkannt wird. Doch ist ihnen die Erfüllung dieses
Wunsches nicht vergönnt.
Orientreise. II.