
sie fast erdrückt; auch sind hier die Preise für die nöthigsten Lebensbedürfnisse sehr hoch und
müssen dazu noch auf der Plantage, die den Arbeiter gemiethet hat, gekauft werden; ausserdem
leiden sie auch vom Klima, das auf den Höhen nicht selten heftige Erkältungen und Schwindsucht
mit sich bringt. Die dunkelfarbige Bevölkerung ist den Zeitungen nach voll Verlangen, den „Rushia
Kumaraia“ (den russischen Thronfolger) so nahe als möglich zu sehen.
Von der Station Hatton fahren Ihre Hoheiten zur Station Nanuoya. Die Bahnlinie steigt in
endlosen Windungen an zerstörten Kaffeeplantagen vorbei durch malerische Schluchten bis in eine
Höhe von 1500 Meter. Zeitweise schwebt das Geleise unmittelbar über einem Abgrund. Die
Waggons hängen gleichsam zwischen den Felsen in der Luft. Immer deutlicher zeichnen sich die
Umrisse des höchsten Berges der Insel, des Adamspiks, ab. Der letztere ist bei den Brabmanisten
und bei den Buddhisten von der Sage ebenso verherrlicht wie bei den Muhammedanern. Die
ceylonesischen Christen, deren es eine Menge, vorzugsweise katholischer Gemeinden gibt, glauben,
der berühmte Gipfel bewahre
noch die Kniespuren
des Apostels Thomas, der
dort oben gebetet habe, die.
Singhalesen halten den Berg
für geheiligt durch die Fiiss-
stapfen ihres „Lehrers“ , .die
Muhammedaner durch die
des ersten Menschen, die
Hindus durch Fussspuren
Schiwa’s.
Die Natur rings um
uns hat sich merklich geändert
Die . Palmen und
Bananen haben mächtigen
Aloepflanzen Platz gemacht.
Die Landschaften ähneln
Solchen Schottlands. Auf
den ersten Blick erscheint
EUROPÄISCHE VILLA IN DEN BERGEN VON CEYLON. - ^ h lb e d !e T fO p em w d t
hier ihr Ende erreicht und
der Zug gehe über ein westeuropäisches Hochland. Abends fahren die erlauchten Reisenden aus
dem Städtchen Nanuoya auf das 8 Kilometer entfernte Bergplateau „Nuwara-Elija“ („fürstlicher Lichtherd“),
das von öden Gebirgsketten eingerahmt ist. Noch im vorigen Jahrhundert war hier oben
keine menschliche Wohnung. Ausser Wallfahrern, Einsiedlern und Flüchtlingen (unter ihnen auch
der Herrscher von Kandi zur. Zeit des unglücklichen Kampfes mit den weissen Ankömmlingen) kam
niemand auf die Dauer hierher. Erst in den zwanziger Jahren wurde die Gegend von englischen Offizieren,
die als Jäger dahin gekommen waren, sozusagen neu entdeckt, und sofort lenkte sich die Aufmerksamkeit
darauf. In Kolombo begriff man, wie werthvoll es sei, ein Sanatorium zu besitzen, in
welchem die Colonisatoren, insbesondere das Heer, sich von der Gluthitze der Küsten erholen und
unter klimatischen Verhältnissen, die denen eines Nordländers angemessen sind, neue Kräfte
schöpfen könne. „Nurelia“ (so lautet der Name im Englischen) bedeckte sich bald mit comfor-
tabeln Cottages und wuchs rasch zu einer sehr ansehnlichen Ansiedelung heran. Trotz der klimatischen
Unähnlichkeit, die zwischen Nurelia und einer westeuropäischen Gebirgslandschaft besteht,
haben die Europäer hier stets die Morgenkühle der Wintermonate mit Behagen genossen, ja leichte
Fröste erlaubten sogar die gemüthliche Kaminheizung; auch ist den Engländern der elegische Charakter
der weiten Grasfluren des Hochthaies und dessen braungrüne Moorgründe am Fusse der
düstern bewaldeten Berghänge ungemein sympathisch. Glockenblumen und Vergissmeinnicht mitten
unter phantastisch gefärbten Orchideen erhöhen die Illusion. Myrten, Lorberbüsche und schön gewölbte
Pinien erinnern in der Ferne an nordische Laubbäume.
Ihre Hoheiten bleiben hier bis zum 17. Februar, ihre Zeit
Spaziergängen und der Jagd widmend. Das Bergthal mit seinem
kleinen See in der Mitte erinnert etwas an das Jagdrevier bei Alwar,
wo wir auf Elefanten durch das Dschungel ritten.
Den erlauchten Reisenden steht das Schauspiel eines „Kraals“
in . Aussicht, mit welchem Worte man seit der Portugiesenzeit das
Einfangen der Elefanten in einen sorgfältig eingezäunten Raum im
Dschungel bezeichnet
Am 17. Februar vormittags fahren Ihre Hoheiten aus Nanuoya
zurück nach Urugodevati, von wo sie in Equipagen nach
dem ziemlich entfernten künstlichen See oder vielmehr Ungeheuern
Wasserreservoir Labugama fahren (von wo man, ohne Rücksicht
auf die Kosten, eine herrliche Wasserleitung von imposanter Länge
nach Kolombo gebaut hat). Bei einem Singhalesen vornehmer
Herkunft, der hier schon 1870 den Prinzen von Edinburgh, 1875
den Prinzen von Wales und 1882 dessen Söhne gastlich angenommen
hat, wird unterwegs Halt gemacht
Um das Wasserreservoir herum ist. für hohe Gäste und deren _
Gefolge eine Reihe von Baulichkeiten errichtet Der Gouverneur
und viele Engländer wohnen dem „Kraal“ bei, dessen Pferch tief
im Dickicht (mehrere Kilometer im Umfang) angelegt worden
ist, in einer Waldwildniss, wohin man erst vor kurzem einen
schmalen Weg bahnen Hess.
Die Häuptlinge des Bezirks haben zu der jetzigen Gelegenheit
eine Treibjagd auf Elefanten organisirt. Auf eigene Kosten
unterhalten sie an zweitausend Treiber und bleiben ohne Unter- e in Ur e inw o h n e r Ce y lo n s !
brechung T ag und Nacht mit ihnen im Walde. Die rastlose Menschenmenge
zieht den Kreis um die gigantischen, Thiere unter Geschrei, Anzünden von Feuern und
mit allen möghchen ändern Aengstigungsmitteln immer enger und jagt sie aus ihrem Versteck.
Das Treiben der Elefanten hat schon vor zwei Monaten begonnen ünd wurde nach einem bestimmten
Plane ausgeführt. Diejenigen Thiere, die grosse Schwierigkeiten bereiten konnten und
allzu unruhig waren, wurden durch die Kette der Treiber hindurchgelassen, die übrigen aber blieben
fest umzingelt. Umsonst quälen sie sich ab und trachten, ;sich dem BHck des Menschen zu entziehen,
sie ahnen ihr Elend und sind doch ausser Stande, sich ins Freie zu retten. Die Singhalesen
verstehen sich ausgezeichnet auf diese Arbeit, da sie den Charakter und die Gewohnheiten
der Elefanten genau kennen. Es werden schUessUch neun gefangen; den kleinsten führt man dem
Grossfürsten-Thronfolger als Geschenk vor; er wird nach Zarskoye Selo bei St.-Petersburg gesandt.
Am 20. Februar kehren die Grossfürsten nach Kolombo zurück, um Ceylon am 24. Lebewohl
zu sagen.