
gekehrt ist? Unter dem Dschingischaniden Kublai-Chan wurden vergebliche Unterhandlungen geführt,
um dieses buddhistische Kleinod zu gewinnen. Am Anfang des 15. Jahrhunderts vergingen
sich die Ceylonesen gegen das Himmlische Reich, wofür sie ein chinesisches Heer züchtigte. Unter
den reichen Trophäen eines in seiner Art einzigen Feldzugs, die nach Nanking entführt wurden,
befand sich ein angeblicher Buddhazahn. Eines solchen Palladiums bemächtigten sich später auf
Ceylon auch die Portugiesen. Die indobirmanischen Buddhisten schickten eine Gesandtschaft
nach Goa, um das Kleinod zurückzukaufen. Die in Geldnöthen steckenden lusitanischen Doms
(denen das Weitere keineswegs zum Ruhme gereicht) Hessen sich auf das Angebot mit Freuden
ein, allein die kathoHsche GeistUchkeit mit den Inquisitoren an der Spitze schlug es rundweg ab,
BUDDHISTISCHER TEMPEL AUF CEYLON.
dem heidnischen Aberglauben zu Gefallen zu sein, und so wurde der ihr verhasste Gegenstand
eines fremdländischen Cultus sofort in einem feierüchen Autodafé durch die Flammen vernichtet.
Das Ende war: die Ceylonesen erkannten die Gefangennahme und Vernichtung des „authentischen“
Zahnes nicht an und hielten es für boshaften Betrug. Das Volk beugte sich vor einem neu
erschienenen „echten“ Zahn. Findige Ceylonesen verkauften sogar noch einen ändern, diesem
ganz ähnHchen Buddhazahn nach Pegu an der indochinesischen Küste. Der Glaube der Orientalen
ist über jede Zweifelsucht erhaben: historische Beweismittel bringen ihnen keine Ueberzeugung
bei, überzeugend wirkt auf sie allein die Stàrkè des reHgiösen Gefühls; mit ihrem mächtigen
Strome durchdringt dieses die Seele des Asiaten und zwingt ihn bHndHngs zu vertrauen und
inbrünstig anzubeten.
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Auf dem Gesicht der den Dalada behütenden Mönche spielt ein gutmüthiges Lächeln, im allgemeinen
aber ist über ihre Züge eher Schwermuth und Ergebung in das Schicksal ausgegossen. Die Tage
des Ruhmes und der Macht des Tempels von MaHgawa, mit ihm die seiner Priesterschaft sind vorbei.
Das sehr grosse unbewegHche Vermögen der Klöster, ein Geschenk der Fürsten seit uralten
Zeiten, unterliegt der Säcularisation zu Gunsten des Volksunterrichts, wiewol die religiösen
Centren von alters her
ganz besonders der Auf-
kläfung, soweit sie für
die Eingeborenen nöthig
ist, gedient haben. Währ-
rend des Aufblühens des
Buddhismus auf Ceylon,
als die Machthaber
die geistlichen Lehrer
höher als alles sthätzten,
herrschte unter ihnen
noch ein scharfer Wetteifer.
Es wurden Schulen
verschiedener theo^- .
logischer Richtungen
unterhalten. Unter dem
Einflüsse der beständigen
kriegerisch-poH-
tischen und culturellen
Berührungen mit Ma-
dura und Tandschor
nahmen diese Theologenschulen
eine • schi-
waitisch - wischnuitische
oder rein schiwaitische
Färbung an. Damals
lebte und kämpfte diese
Welt noch mit den
Waffen des Wissens.
Seit jenen Zeiten haben
sich die Menschen und
die Verhältnisse umgewandelt.
Niemand am ■fh o re e in e s B u d d h a tem p e ls ."
spannt mehr die Priester-
Schaft auf die Folter oder verfolgt sie überhaupt, wieSls’ früher geschehen'war, , wenn die Herrscher
zum Brahmanismus neigten, Unter der Glaubensduldung, die fä z i im indischen Orient herrscht,
aber auch unter dem Andrang der ausländischen Begriffe und Religionsansichten sinkt die Bedeutung
des alten Cultus und der heiligen Bücherweisheit, und Schliesslich erlischt' selbst der Glanz
der altersgeheiligten Traditionen.
Arglos und duldsam gegen Andersgläubige waren die Singhalesen von jeher. Fragen der
Ueberzeugung und des Gewissens sollen in wahren Buddhisten weder blinde Anhänglichkeit noch