
Winzige-Häuschen, gerade-Strassen' europäische Beamte im Postgebäude, das ist die berühmte
Gebirgsresidenz, das war vor noch, nicht-langer Zeit der Herd der feindlichen Bestrebungen gegen
das Abendland. Die Equipagen fahren nach dem „Pavillon“ der Gouverneure. Die durch gesellschaftliche
Stellung hervorragenden Eingeborenen, Häuptlinge mit halbnacktem Oberleib, mit malerisch
gefaltetem Mantel und breitkämpigen Hüten, sind um-.das Regierungsgebäude gruppirt, das
zwischen reizenden Gärten am Fusse eines der vielen Kandi umgebenden Hügel liegt.
Nach dem Galadiner besichtigt man eine religiöse Procession (Perachera), die gewöhnlich
im Juli stattfindet, diesmal aber zu Ehren der hohen Gäste aus dem Norden jetzt schon arrangirt
worden ist Das Schauspiel ist gewiss sehr interessant und eigentümlich,
und man begreift, warum der Prinz von Wales den Wunsch
aussprach, man möchte das Schauspiel vor ihm wiederholen.
Die Procession ist indischen, buddhistischen Ursprungs,
eine Entlehnung aus dem Dschagannath-Tempel zu Puri,
wo einst die Religion Schakya-Muni’s und der Cultus
seiner Reliquien herrschte: es ist der feierliche Umzug
mit dem „Zahne“ des „Lehrers“ . An der. Stupa von
Barhut ist unter anderm eine uralte Procession mit Elefanten
zu Ehren des heiligen Schreins, mit den Reliquien
Buddhas ausgehauen, die bis ins einzelne der heutigen
Perachera ähnelt.
Es ist bald zehn Uhr abends. Etwas früher wäre,
das Schauspiel noch glänzender gewesen, da jetzt eine
grössere Anzahl Fackeln infolge des langen Wartens
erloschen sind.
Im Halbdunkel gewahrt man die verstummende
Menge mit den spärlich unter sie verstreuten Europäern;
Endlich kommt die Procession in Gang; voran schreiten
Musikanten und lassen Hörner; Gymbeln und das Tamtam
erschallen und Flöten erklingen; Fackeln sprühen
röthliche Funken. Der Festzug bewegt sich langsam
an den erlauchten Gästen vorbei.
Die eingeborenen, den verschiedensten Familien,
angehörenden Oberhäupter mit ihren Fähnchen und
7 Schilden, die buddhistische Geistlichkeit mit glatt-
• M ä d c h e n a u f C e y lo n . rasirten Köpfen, die voraustanzenden, grimassenschneidenden
Teufelsanbeter in ihrer Schellentracht;
dreissig bis vierzig Elefanten, reich geschmückt mit Satteldecken und Zierblechen, mit Baldachinen
auf den. Rücken zur Beschirmung der auf ihnen befindlichen Cultusgegenstände, diese ganze Masse
schreitet im schwankenden Glutnebel an uns vorbei.
In die Augen sticht besonders ein vierfüssiger Gigant mit für ceylonesische Elefanten
seltenen Stosszähnen, die man ihm noch mit grossen kupfernen Einfassungen verschönert hat-
auf dem Kopfe trägt er Federn und ein rothes Tuch, und ist ausserdem mit harmonisch
erklingenden Glöckchen geschmückt Auf ihm sitzt, zum Unterschied von den ändern Thieren,
niemand; zwei Führer und zwei bedeutend kleinere Elefanten gehen zu beiden Seiten des Auserwählten,
der das kostbare glockenähnliche Gefäss'(Karandawa) trägt, worin der Zahn Buddha’s
aufbewahrt wird.
PERACHERA-PROCESSION IN KANDI.