
Verfall an Stelle des Wohlstandes. Es wird für Ceylon wol auch künftig nöthig sein, es mit Reis
aus Südindien zu versorgen. Ohne Reis ist dem Ceylonesen das Leben kein Leben und er leidet
am Fieber. Weshalb wird aber auf ein so nothwendiges Nahrungsmittel ein schwerer Eingangszoll
gelegt? Die britischen Behörden thun nach und nach zur Unterstützung der Bewässerung, was sie
können, obwol sich fünf Sechstel des Landes mangels einer Initiative seitens der Regierung in
einem traurigen Zustande befinden. Sie haben in den achtziger Jahren landwirtschaftliche Schulen
errichtet, die die Bauern alles zum Unterhalt Nützliche lehren sollten..
Die Weissen sind nur von dem einen Gedanken „T he e“ erfüllt; sie wollen ihn in
geradezu phantastischem Maasse produciren und sich neue Märkte, unter ändern z. B. diejenigen
Russlands, eröffnen. Andere, für den unternehmenden Pflanzer weniger Ertrag versprechende Fragen
spielen nur eine untergeordnete Rolle. Deshalb ist auch die Energie des fremden Elements nicht darauf
gerichtet, Mittel zur Hebung des allgemeinen Wohlstandes der Insel zu suchen, sondern sie verfolgt
einzig und allein Zwecke, die heute vielleicht fabelhaften Gewinn versprechen, morgen aber schon
mit Ruin drohen.
Die Araber haben den Bau des Kaffees in Ceylon eingeführt, die Eingeborenen haben es
aber vor der Ankunft der Holländer nicht verstanden, aus der Pflanze ein Genussmittel zu gewinnen,
und haben sich nur mit der Verwendung der Blätter zum Würzen der Speisen, sowie der zarten
Blüten zur Bekränzung der Altäre Buddhas begnügt Im ganzen 1 8. Jahrhundert, ja noch bis 1837,
gab es auf der Insel nicht eine einzige bedeutendere Kaffeeplantage, bis der Engländer Boyd Tytler
die westindische Anbaumethode einführte. Als die Ceylonesen sahen, wie leicht und einträglich
dieses Geschäft war, begannen auch sie auf dem hügeligen Theile der Insel mit dem Anbau der
Pflanze. Dies dauerte bis Ende der sechziger Jahre. Die jährliche Kaffeeausfuhr war auf circa
90 Millionen Mark gestiegen, und die Pflanzer hatten 25% Gewinn. Eine Masse Tamulen aus Süd-
indien bildete ein wohlfeiles, werthvolles Arbeitsmaterial, mit dessen Hülfe der Kaffeebau erweitert
wurde; das Endergebniss war für alle von Nutzen. Allein plötzlich brach in die ceylonesischen
Kaffeeplantagen ein schlimmer Feind ein. Die Krankheit breitete sich unter den Kaffeebäumen
unbemerkt schnell aus, und nichts vermochte ihr Einhalt zu thun. Als gar nichts flüchten Wollte,
waren die ruinirten Pflanzer genöthigt, nach irgendeinem Ersätze auszuschauen, und entschlossen
sich, es mit der Theecultur zu versuchen.
Gegenwärtig sind auf der Insel nur noch sehr wenige Kaffeeplantagen übriggeblieben. Jetzt,
da die Krankheit sich vermindert, erklären die Botaniker, der Nothstand hänge damit zusammen,
dass man allzu ausgedehnte Ländereien ausschliesslich mit Kaffee bepflanzt habe. Der gefährliche
Pilz Hemileia vastatrix, der bis dahin immer im Dschungel nistete, war nach dessen Ausrodung
in die Kaffeepflanzungen eingedrungen, wo er ausgezeichnet gedieh und sich daher entsetzenerregend
ausdehnte. .
Die erlauchten Reisenden am Hafen unter Triumphbogen empfangen, zu deren Schmuck
in Massen Früchte benutzt wurden. Ihre Hoheiten begeben sich nach, der Residenz des Gouverneurs,
von wo sie nach der Stadt fahren.
Kolombö breitet -sich über einen grössern Raum als Paris aus: es verschwimmt im Laubwerk
rothgrundirter, von weichem Lichte vergoldeter Alleen und gefällt gleich bei der ersten
Bekanntschaft, wol auch darum, weil Kolombo nicht einem beliebigen grossen Hafen gleicht, wo
die Prosa des Lebens weit und breit die einschmeichelnde Macht der Natur ertödtet hat. Trotz
der darin concentrirten grossen Handels- und Industriethätigkeit der Insel bildet Kolombo äusserlich
einen untheilbaren Bestandteil der ceylonesischen Vegetationswelt in ihrer Massenhaftigkeit und
Mächtigkeit
Die Küstenbevölkerung ist ■ nach Tracht und Rasse ziemlich bunt. Die arbeitsamen
Tamulen, die mit ihren Familien alljährlich die Insel überschwemmen, geben vielem ein schon von
Indien her bekanntes Gepräge. Die Handelsleute von Ceylon, die Muhammedaner (die sogenannten
Moormen, Mauren arabischer Herkunft) mit ihren merkwürdigen Strohhüten und ihren glatt-
rasirten, fast mit Metallglanz schimmernden Köpfen, die Parsen und Afghanen unter den nackten
REISFELDER IN DEN TROPEN.
Kindern indo-malaiischer Rasse, die Ein-
• geborenen mit vom Betelkauen rothen
Lippen, die behenden Kulis mit schweren
Lasten in den Körben, die an den
beiden Enden einer langen, biegsamen,
auf den Schultern getragenen Holzstange befestigt sind, zweispännige hüttenähnliche Wagen mit
spitzhornigen, geduldig ihre Last ziehenden T hie ren... das ist es, was den Blick des zum ersten
male Ceylon besuchenden Europäers besonders anzieht.