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seine Glaubensgenossen am Ganges ihre Wahlstimme abzugeben. Ünser Reich spielt deshalb
entschieden eine Rolle im geistigen Leben des armenischen Volkes, das seine Handelsverbindungen
seit Jahrhunderten bis ins Innere ■ von Asien hinein ausgedehnt lind dort in vielen Ländern
sich einen finanziellen, zum Theil sogar einen politischen Einfluss erobert hat Muthmaasslich sind
aus den kaspischen Grenzländern Schon früh Auswanderer südlich des Himalaya erschienen, i m
Anfänge des 14. Jahrhunderts Hessen z. B. die Muhammedaner in der ISähe vor. Bombay. einen
georgischen Christen Demetrius aus Tiflis den Märtyrertod sterben. Gegen Ausgang des 14. Jahrhunderts
gründete ein gewisser Barid aus den in Sklaverei verfallenen Georgiern eine neue
muhammedanische Dynastie im südlichen Indien. Akbars Lieblingsgemahlin galt für eine Christin
aus Georgien u. s. w. - ;
Das in Indien vorherrschende Element kaukasischen Geblüts waren- aber jederzeit die
Armenier. Als ein Grossmogul für einen englischen Doctor, der bei ihm gedient hatte, eine
Braut suchte, dieser aber erklärte, er nehme keine Ungläubige, stellte man ihm eine Armenierin
vor, die Tochter eines kaiserlichen Feldherrn. Als Sir Thomas Roe, der erste englische Gesandte
in Indien, im Begriff war, von Surat aus eine Reise ins Innere zu machen; führte der Koch des
Gefolges eine Reihe von Gewaltthaten aus; er hatte sich in einer Schenke betrunken, deren Wirth
ein Armenier war. In dieser Rolle, aber auch als Pflanzer (besonders auf dem Gebiete des Indigobaues
und Indigohandels) verbreiteten sich die Nachkommen Haik’s über die ganze Halbinsel, setzten
nach Birma über und gründeten überall, wo es nur möglich war, blühende Colonien. Auch in
Kalkutta erwuchs eine solche und wurde so • bedeutend, dass schon im Jahre 1724 Ago Nasar
eine armenisch-gregorianische Kirche baute. Die Zahl ihrer Gemeindemitglieder musste wol schon
damals eine ganz beträchtliche sein, wenn im Jahre 1757, als vom Nabob von Bengalen für die
Ueberrumpelung der Stadt Strafgelder erhoben worden waren, von dieser allein auf die Armenier
anderthalb Millionen Mark entfielen. Gegenwärtig sind es mehr als achthundert.
Die geistlichen Kinder des Patriarchen von Etschmiadsin, deren Vorväter, beiläufig gesagt,
von den Persern aus Dschulfa in Transkaukasien in die Fremde geführt worden wären,
wünschten spontan, im Bewusstsein der Bedeutung, welche Russland für sie hat, dem Grossfürsten
-Thronfolger ein Geschenk darzubringeri, und beauftragten zu diesem Zwecke Herrn Joseph
Melik-Beglar, einen Kalkuttaer Amateur-Archäologen, der im Kreise seiner Glaubensgenossen als .
Autorität gilt, ein Modell des berühmten Tempels von Buddha Gaya anfertigen zu lassen. Die
armenischen Goldschmiede hatten das Modell zur Ausführung in Silber übernommen.
Die Thatsache der Darbringung des Geschenkes ist -in zweierlei Beziehungen beachtens-
werth: einmal, weil sie aufrichtiger Herzensempfindung entstammt, dann aber in Bezug auf die
Wahl des Geschenkobjectes, insofern man sich entschloss, gerade dasjenige Denkmal nachbilden
zu lassen, dem zwei Drittel Asiens seit vielen Jahrhunderten in treuem. Andenken an Buddha
huldigen, trotz allem Widerstande von seiten des Brahmanismus und des Islam.
Der Tempel, der auf dem Platze errichtet worden ist, wo dem „Allerherrlichst Vollendeten4-?^
endlich das höhere Licht in der-Seele aufging, übt schon seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden
seine Anziehungskraft auf die Buddhajünger aus.
' Der unter König Asöka ■ neu errichtete Tempel erhob sich während des Mittelalters und
noch in unserer Zeit zu wiederholten malen aus den Trümmern. In den letzten Jahren haben die
Engländer der Erhaltung, sogar einer allerdings ziemlich kunstlosen Restauration der Heidentempel
der Vorzeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt Bei Buddha Gaya unternommene Nachforschungen
haben den dabei Betheiligten (z. "Bi Herrn Melik-Beglar) die Ueberzeugung beigebracht, dass in die
Mauern des Hauptdenkmals wahrscheinlich der „diamantene Thron des weisen Fürstensohnes44 und
Bruchstücke der ersten Statue desselben eingemauert sind, welche Statue der Legende nach aus
ZUKUNFTSBILD VON BUDDHA GAYA.