
sehr theuer. So bezahlten dieselben Salzwerke für den Transport von Feuerroststäben von Nischnij
Nowgorod den dreifachen Werth der Waare.
In Verbindung damit stand eine Jahre hindurch währende starke Abneigung der reichen
Kaufleute in Transbaikalien, ihre Kapitalien in industriellen Unternehmungen anzulegen. Hatten
sie es einmal gethan, durch die Aussicht auf grossen und raschen Gewinn verlockt, so geschah
es oft ohne die geringste Geschäftskenntniss.
Nur ein Umstand spricht zu Gunsten der Entwickelung der Industrie in Transbaikalien:
der natürliche Reichthum des Landes und die Nachbarschaft der Mongolei. Der Boden von Transbaikalien
ist fruchtbar, und die Steppen
nähren Millionen von Heerden jeder
Art. Die Berge sind alle reich an
Gold und ändern Mineralschätzen.
Das Holz ist billig, insbesondere
das aus der Mongolei eingeführte,
und auch Lager ausgezeichneter
Kohle sind im Lande vorhanden.
Aber alle diese natürlichen
Reichthümer liegen unbenutzt, und
ohne die- Ausbreitung technischer
Bildung und ohne Unterstützung
seitens der Regierung werden die
Bemühungen noch so unternehmender
Privatpersonen nothwendig
fruchtlos bleiben.
BURJATISCHER OBERLAMA.
Transbaikalien ist der Schlüssel
zum Herzen Asiens, unser cultur-
historischer Vorposten an der
Grenze des noch unter vorhisto-'
rischen Verhältnissen lebenden
„gelben Orients“ ; es ist das Hauptverbindungsglied,
das das noch halbwilde
Naturvolk der Burjaten mit
Solchen den Schätzen der uralten indischen Weisheit verknüpft, Erscheinungen wird man nicht
umhin können Rechnung zu tragen.
Bei uns in Russland gibt es- eine reiche Welt religiöser Erscheinungen, über die bisher
fast nichts geschrieben worden ist, wie man ihr denn überhaupt fast gar keine Beachtung geschenkt
hat. Ich spreche von den Glaubensformen des tibetanischen Buddhismus, zu dem sich innerhalb
Russlands einige hunderttausend Nomaden und Halbnomaden bekennen: die Kalmücken des Astrachan-
schen und Stauropolschen Gouvernements, sowie die im Lande der Donischen und Uralischen
Kosaken, in erster Linie jedoch die Burjaten und ein Theil der Tungusen in Transbaikalien.
Lässt man auch die Frage über die socialpolitische Bedeutung dieser Thatsache ganz ausser
Betracht, fasst man dagegen alles, was in Centralasien geschieht und geschehen ist, unmittelbar
ins Auge, so kann man sich nicht genug wundern, wie gleichgültig wir uns gegen alles verhalten,
was das Seelenleben der Buddhisten mit seinem vielverschlungenen merkwürdigen Cultus und
seinen zahlreichen Gegenständen der Verehrung darbietet. Diese sind, abgesehen von ihrer wissenschaftlichen
Bedeutung, gleichsam die Quelle, aus welcher unsere Missionsthätigkeit, die noch
so viel zu wünschen übriglässt, schöpfen kann, wenn sie unsern Heiden zur geistigen Wiedergeburt
verhelfen will und die Absicht hat, aus ihnen allmählich Pioniere des christlichen Glaubens
zu machen, Bahnbrecher, die das Licht höherer Erkenntniss in die unerforschten Wildnisse Hochasiens
hineinzutragen fähig sind.
In der Akademie der Wissenschaften und in den Sammlungen der Kaiserlichen Geographischen
Gesellschaft ist werthvolles Material in Fülle aufgestapeit, um jemand, der sich ernstlich mit dem
Gegenstände zu beschäftigen wünscht, ArbeitsstofF zu liefern. Das Feld liegt jedoch noch völlig
brach. Noch vertieft sich kein russischer Religionsforscher in das geheimnissvolle Tibet und die
ganze reiche Welt von Entwickelungen, die in ihm ihren Ausgangspunkt haben.
DERWISCHE.
Dort so gut wie hier wären wir aber zu Hause! Wandernde Derwische, unermüdliche Lamapilgrime
sind die Fäden, die Russland unmerklich mit den Herden der gesammten asiatischen
Cultur verknüpfen. Warum sehen dies bei uns noch so wenige Leute ein? Wie kommt es,
dass bei denen, die sich bei uns der diplomatischen Laufbahn widmen, nichts mehr vorhanden
ist von jenem geistigen Erbgut, aus welchem vor alters unsere Gesandten im Osten ihre Einsicht
schöpften?
Am 5. Juli kam der Grossfürst-Thronfolger in Irkutsk a.n. Hier wurde er am Landungsplätze
unter einem Triumphbogen von dem Bischof von Irkutsk und Nertschinsk und der ganzen
Geistlichkeit der Diözese empfangen. Nachdem er in der Kathedrale dem Gottesdienst beigewohnt
hatte, hielt der Thronfolger im Palais des Generalgouverneurs einen Empfang ab. Dann besuchte
er das Findelhaus, die Gymnasien und die technischen Schulen der Stadt, die Militärschule und
verschiedene andere. Am Tage darauf fand eine Truppenschau statt, dann wurde das theologische