
Nun sind 'es schon bald- fünf Monate seit Kairo, dass wir die’Messe nur auf der Fregatte
ehört haben. Mit welcher Rührung, welch tiefer Andacht betreten wir die Vorhalle des Tempels
on Hankau!. Der Archimandrit Amphilochius, der Vorsteher' unserer Gemeinde zu Peking, erwartet
den Grossfürsten am Eingang mit
Kreuz und Weihwasser. Frohes Kirchengeläute
und harmonischer Gesang
erschallen zum Willkomm
des kaiserlichen Gastes. Der
ichte Tempel, die den Weihrauchdampf
durchdringenden
Sonnenstrahlen, die goldstrahlenden,
nachdenklich
ernsten Heiligen auf dem
Altar, alles erinnert uns
innig und lebhaft an die
Heimat, erfüllt unsere Seele
mit süsser, brennender
Sehnsucht. —Wenige Menschen
sogar bei uns in
Russland, geschweige denn
in Deutschland, wissen etwas
von der Existenz und; dem Ursprung
der russisch - griechischen
Mission zu Peking. Sie wurde vor
zweihundert Jahren gegründet, um den
von den Mandschu am Amur gefangen genommenen
Kosaken aus.Albasin zu dienen, als
dieselben sich nach Religion und Vaterland
sehnten, trotz aller Liebesbeweise und Freigebigkeit
von seiten des Bogdychan, der die Leute
in seine eigene Leibgarde aufnahm. Damals
herrschte in der Residenzstadt eine furchtbare
Seuche. Ein dem Herrscher nahe stehender Lama,
der hochgefeierte Heilige. Tschantscha-Chutuktu, hatte ein prophetisches
Traumgesicht: er sah aus einem Hügel in der Nähe des
Lagers der Kosaken einen Greis mit weissem Barte steigen. Der
Tibetaner legte das Gesicht in dem Sinne aus, dies sei der heilige
Nikolaus der Wunderthäter, dem man dort unverweilt einen Tempel
errichten müsse. Man grub den Boden neben dem Kosakenlager
auf und fand in der That ein Heiligenbild mit dem vom Chutuktu
im Traum gesehenen Antlitz. Der Bogdychan hörte auf den guten
Rath des von ihm sehr geschätzten buddhistischen Heiligen, wies
einen Platz für eine russische Kapelle an und gab den Kriegsgefangenen
die Erlaubniss, russische Geistliche zu berufen.
Während andere Nationen an Chinas Küsten nicht selten Fanatiker
als Missionare schickten, Männer, die sich eifrig in die Politik