
stehen die aus dem dauerhaften, in den südlichen Grenzgebieten wachsenden Kampherholz erbauten
Schiffe.
Die Barkenbesitzer bedienen sich auf dem Jangtsekiang auf- und abwärts sehr geschickt
der Segel. Bei günstigem Winde fahren sie sogar mit solcher Schnelligkeit gegen die Strömung,
dass wir sie selbst mit Volldampf kaüm überholen. Der Krone gehörende Boote sind mit Kanonen
ausgerüstet, damit sie die Schmuggler wirksam verfolgen können.
Ausser den Dschonken gleiten den Strom zahlreiche Holzflösse hinab, von fast 100 Meter
Länge und 20 Meter Breite. Auch comfortabel eingerichtete Jägerhäuschen der Europäer, bekannt
unter dem Namen „house-boats“ , schwimmen behaglich stromabwärts. Dann wieder pfeifen Dampfkutter
der Beamten, die den Jangtsekiang unsicher machen . . . Manche kleinere Schiffe biegen
in die die Umgegend des Stromes durchschneidenden Kanäle ein, und nicht selten taucht ein
Segel auf, das weit vom Strome entfernt scheinbar über die Berge fährt
TSCHANG- TSCHI - TUNG.
Im Anfang, etwa hundert Seemeilen weit, zeichnete sich die Gegend durch ausserordentliche
Eintönigkeit aus. Felder reihten sich an Felder. Allmählich begannen sich jedoch die Umrisse
malerischer Anhöhen am Horizont zu entwickeln. Die Natur des innern China entfaltete vor
unsern Blicken ihre ganze Schönheit. Die erhabenen Züge waldloser Gebirgsrücken vervollständigten
harmonisch das Bild des in der Nähe prangenden Ackersegens auf den Ebenen.
| Der gleich dem Amu-Darja launenhafte Strom verändert häufig sein Bett, bildet an unerwarteter
Stelle Sandbänke und bedroht die Ansiedelungen an seinen Ufern mit plötzlichem Einbruch.
Nur die wohlgefügten Pagoden, die an den markantesten Punkten, nicht selten auf den
Felseilanden stehen, bleiben von dieser dräuenden Gefahr vollständig verschont
Blühende Provinzen liegen an dem schon seit Marco Polo berühmten Wasserwege. Was
ist in ihnen nicht alles zu finden! Von dem Feldzuge her, den Dschingischan nach Indien unternahm,
datirt in China z. B. die im grössten Maassstabe betriebene Baumwollcultur. Die in den
Niederungen des Jangtsekiang-Thales üppig gedeihende Baumwolle kann zu zeiten den Wettbewerb
mit der amerikanischen aufnehmen. Die chinesischen Arbeiter machen sich sehr rasch
mit den Maschinen vertraut. Nichtsdestoweniger trägt noch die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung
ausschliesslich Baumwollstoffe ihres häuslichen Fleisses. Für das Abendland ist die
Frage von ausserordentlicher Bedeutung: wird sich seinen Fabrikanten der unermessliche Absatz
im Gebiete des Himmlischen Reiches erschliessen? Inzwischen sind sich die einheimischen unternehmenden
Bürger des Nutzens, den gerade die Monopolisirung dieses Gewerbes dem Lande
brächte, wohl bewusst. Trotz des Mangels an billigem Credit im Lande und an leicht erhältlichen
Kapitalien (die meisten
Kaufleute sind sehr reich, verbergen
aber ihr Geld) hat sich
in Schanghai eine Compagnie
von Eingeborenen, die Cotton-
Cloth - Company, gebildet, zu
dem Zwecke, den vaterländischen
Markt mit Baumwoll-
manufacturen einheimischen
Fabrikats zu versehen. Zum
technischen Director nahm sie
einen Amerikaner und richtete
im Laufe eines Jahres 21000
Spindeln und 550 Webstühle
ein. Männer erhalten in diesen
Fabriken 70 Pfennig Arbeitslohn,
Weiber 50 Pfennig. Und
solche Löhne sind für das arme
Volk noch etwas sehr Be-
gehrenswerthes und erklären
sich nur aus der Nähe der den
Europäern eröffneten Häfen!
Eine Masse chinesischer
Baumwolle wird jetzt in Japan r u s s i s c h e k ir c h e in h a n k a u .
verkauft; von dort kommt sie
als fertiger Stoff hierher zurück. Ein Theil der Bevölkerung'
im Innern des Landes hofft, sich auf diesem Wege für die
schweren Verluste zu entschädigen, die sie im Kampf mit den
Engländern um den Thee erlitten hat Letztere werden ihm
untreu. Gute Abnehmer bleiben augenblicklich nur die russischen
Kaufleute. Für die hiesigen Producenten ist darum der
Umstand, dass der Grossfürst-Thronfolger Hankau besucht,
von erhöhter Bedeutung. Seine Kaiserliche Hoheit zog aus
Mangel an Zeit vor, der Reise nach den interessanten Nordküsten
Chinas zu entsagen, um unsere kleine Colonie am Jangtsekiang, mehr als 600 Seemeilen
von seiner Mündung, selbst zu beobachten und durch seine Gegenwart zu ermuntern.
Das Theegeschäft in China steht am Vorabend eines empfindlichen Niedergangs. Es bedürfte
vor allem der Unterstützung der Regierung, um den Verfall hinauszuschieben oder abzuwenden.
Die Concurrenz Indiens und Ceylons ist das Verderben des Theeexports aus dem Himmlischen
Reich nach London. Von 1881 bis 1891 hat sich das Bedürfniss nach chinesischem Thee plötzlich
ganz beträchtlich vermindert. Kenner und Liebhaber sind zwar der Ansicht, es zeige sich in dieser
Orientreise. II. ~ Si