
betäubenden Lärm von Petarden. Diese sollen von unserm Wege alles Ungemach vertreiben und den
unreinen Mächten Furcht einjagen.. . . Unsere Weiterfahrt wird jedoch bald von so hartnäckigen
Nebeln aufgehalten, dass unsere Schiffe sich weder in Staffel- noch in Kiellinie vorwärts bewegen
dürfen, sondern der Sicherheit wegen bei langsamer Fahrt jedes einzeln seinen Weg suchen muss.
Bei fortwährendem Rollen gehören diese paar Tage der Reise keineswegs zu den angenehmsten.
Uebrigens soll diese Erscheinung in der Meerenge von Formosa gewöhnlich sein.
Ein weisser Nebel schwebt beständig bald da, bald dort über dem Wasser, kriecht um uns
herum und verdichtet sich zu einer unheimlichen Mauer, die die „Pamjat Asowa“ in weitem Umkreis
umgürtet, dann aber näher tritt und unheilschwanger aut uns lastet.. . . Plötzlich sinkt die
schwankende Wand unmittelbar vor uns jählings ins Meer, aus dem Wasserschlunde erheben sich
malerische Felseneilande, an deren Ufer die weisse Brandung zerschellt.. . . Dann tritt in dem Gemälde
plötzlich wieder eine unerwartete Veränderung ein: die Nebelhaufen schleichen sich von neuem
unvermerkt heran und halten unsere Fregatte nochmals umfangen.. . . Ein Augenblick, und es ist
zu beiden Seiten des Schiffes gar nichts mehr zu unterscheiden möglich. Nur die Seesignale,
die sogenannten Sirenen, lassen ihre langgezogene, wie aus der Tiefe kommende warnende Klage
vernehmen, die das Herz im Innersten peinlich ergreift Jedesmal, wenn ihr Schrei verklang, hörte
man hinter den uns umgebenden farblosen Nebelschleiern das schwere Athmen des bedrängten
Oceans. Die glühende Sonne trachtete von Zeit zu Zeit mit Gewalt durch die Wolken zu
dringen, doch schüchtern glitten nur einige helle Streifen unter dem Gewölbe unsers Nebelgefängnisses
hin und vermochten nichts zu erkämpfen . . . Nur über eins mussten wir uns stets wundern, darüber,
dass beide chinesische Convoischiffe mit musterhafter Consequenz die „Pamjat Asowa“ nicht einen
Augenblick verliessen. Ohne Pfeifensignale, von dem Wogenstrudel hoch umspritzt, wussten sie
nichtsdestoweniger die Befehle Li-hung-tschang’s ehrenvoll und pünktlich zu erfüllen.
KIACHTA, THEEHANDELSPLATZi
Am 12. kamen wir in die Nähe der Mündung des Min-Stromes, wo den Grossfürsten-
Thronfolger eine Deputation zweier russischer Theehandelsfirmen der Stadt Fu-tschou erwartete.
Wegen des nebeligen Wetters findet der Dampfer, der von unsern Landsleuten gemiethet
worden ist, um den hohen Gast schon an der Küste zu bewillkommnen, nirgends die „Pamjat Asowa“ .
Mittwoch, 15. April.
Gestern warfen wir einige Dutzend Seemeilen von Schanghai bei der Gruppe der „Sattel-
Inseln“ , die von Gontscharoff’s „Pallada“ besucht worden sind, Anker. Hier müssen wir uns
von dem Riesenkreuzer wegen des im Frühling auf dem Jangtsekiang herrschenden niedrigen
Wasserstandes auf anderthalb Wochen verabschieden. Wir fahren den Strom hinauf bis Hankau auf
dem „Wladiwostok“ von der Freiwilligen Flotte. Schon wird unser Gepäck auf denselben übergeladen.
Zuerst bestand die Absicht, auch Schanghai anzulaufen, da dasselbe ein wichtiges und
höchst interessantes Pendant zu Hongkong bildet. Angesichts jedoch des viel zu kosmopolitischen