
Die Fenster der reichen Läden sind im Gegensatz zu denen von Kanton mit Glasscheiben versehen,
besteht doch der hiesige Pöbel in beträchtlichem Grade aus anerkannten Spitzbuben
aus dem ganzen Himmlischen Reiche. Sie versuchten zu oft vermittelst langer Stäbe kostbare
Waaren mit seltener Gewandtheit wegzustibitzen und sich dann schleunigst aus dem Staube zu
machen. Die hier zum Verkauf ausgestellten Schätze sind viel ansehnlicher als die von uns am
Perlenstrome bewunderten, was sich durch die grosse Nachfrage
nach diesen Dingen von seiten der Touristen erklärt.
Es ist ein hoher, ästhetischer Genuss, hiesige mittelalterliche
Filigranarbeiten von ausgezeichneter Feinheit
zu bewundern, ebenso Silbergefässe, Fächer aus
Elfenbein, merkwürdige Möbel aus Borneoholz,
bronzene Räuchergefasse, riesige Vasen, aber
auch winzige und doch genaue Holzmodelle von
Schiffen und Fuhrwerken. Viele Sachen sind
aus Japan eingeführt. Von den einheimischen
Schmucksachen, Nadeln, Bracelets u. s. w. sind
am weitaus originellsten billige Broschen, die
mit buntem Goldstaub bestreut zu sein
scheinen, indem ihre Flächen mit den
Federchen von Paradiesvögeln sorgfältig
beklebt sind.
Auf die Ankunft des Grossfürsten-
Thronfolgers hin haben sich die lang-
zöpfigen Kaufleute Hongkongs natürlich
alle Mühq gegeben, die Sehenswürdigkeiten
des einheimischen Kunsthandwerks
in möglichster Vollständigkeit zusammenzubringen.
Auf der Rhede von Hongkong ist
es uns, wie schon so oft während
unserer Reise, wieder vergönnt, die im-
ponirende Schönheit des Sonnenuntergangs
am Meere zu betrachten. Die
zauberhaften Farbenspiele sind von unbeschreiblicher
Harmonie. Der Himmelgeht
aus Orangeroth in perlenhaftes
Silberweiss über. Die Kriegsschiffe und
die Dschonken im Hafen mit ihren ausgespannten
Segeln hüllen sich in durchsichtigen
Nebelduft. Die Bergspitzen über der Stadt glühen noch einige Zeit in der Einfassung von
Wolkenrubinen, dann nehmen diese Töne allmählich eine immer dunklere Färbung an, zerfiiessen
in- violette und gelbe Farben, um schliesslich in Goldpurpur aufzulodern und plötzlich zu verlöschen.
Am Freitag, io. April, verlassen wir die Insel bei ausgezeichnetem Wetter. Einfache Chinesen
geben uns in ihren Booten beim Durchgänge das Ehrengeleit unter dem nicht enden wollenden, DER „WLADIWOSTOK“ AUF DEM JANGTSEKIANG.