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parsischen, es ist aber den Feueranbetern nicht erlaubt, ihre Todten den Raubvögeln zum Frasse
auszusetzen).
Wir stossen im Kutter des Grossfürsten - Thronfolgers von der „Pamjat Asowa“ ab.
Mächtige Ruderschläge zertheilen blitzschnell die Flut. Ein stattlicher Sikh in gelber Uniform mit
rothem Turban erkennt am Landungsplatz Ihre Hoheiten und grüsst militärisch. Um rascher
zum Ziele zu kommen, setzen wir uns in die aus 'Japan entlehnten, anscheinend dort erfundenen
Wägelchen „Dschinrikischa“ (wörtlich „Kraft-Wägelchen-Mensch“ ) , die von leichtfüssigen Eingeborenen
unermüdlich fast im Laufschritt gefahren werden. Der erste Eindruck dieses Ausflugs
mit Hülfe von „Menschenpferden“ ist im höchsten Grade befremdend und peinlich, trotzdem die
gelbe Rasse selbst diese Fahrart, die die physischen Anstrengungen der Armuth leider viel zu
kümmerlich lohnt, recht natürlich findet und sie eingebürgert hat. Im „Lande der aufgehenden
Sonne“ soll sie noch zu grösserer Verbreitung gelangt sein.
In den Strassen von Hongkong trifft man ziemlich oft
in schwarze Shawls gehüllte Portugiesinnen, oder grell aufgeputzte
Japanerinnen, die so durch die Stadt fahren. Ein Europäer
gewöhnt sich daran nicht so rasch und bedauert anfänglich
von ganzem Herzen den Langzopf, der ein Zugthier
zu ersetzen hat; werden doch zehn Kilometer in der Stunde
zurückgelegt.
Die gelbe Chaussee längs des Ufers, die vom Grossfürsten
zur Spazierfahrt gewählt worden ist, glitzert unter den
grellen Sonnenstrahlen. Um so lockender grünt hoch über
all dem lebensvollen Treiben und Drängen vor uns das dichte
Laubwerk der Parke, die von den vorsorglichen Behörden angepflanzt
worden sind. Bald öffnet sifch eine von Bambusgebüsch
umgüctete Thalebene an einem Hügel, die als Rennbahn
dient, wo an bestimmten Tagen muntere mongolische
Pferdchen hiesiger Sportsmen Wettlaufen. Die Vegetation
ringsum wird immer üppiger. Hongkong war früher bekannt
durch seinen Waldreichthum, kurz vor der Ankunft der Engländer
soll die Insel jedoch durch rücksichtslose Abholzung
CHINESISCHER GENERAL.
seitens landender Schiffer bedeutend gelichtet gewesen sein.
Glückliche Boden- und Klimaverhältnisse unterstützten die Colonisatoren in ihrem Bestreben,
diesem Mangel abzuhelfen. Hongkong ist an frischem Wasser überreich. Die Vororte der Stadt
und der Hafen werden aus besondern Reservoirs reich mit Trinkwasser versehen. Es sind die
sogenannten „Albany Tanks“ , die sich auf halbem Wege zur malerischen Höhe des „Victoria Peak“
befinden. Selbst der Name der Insel, der im Dialekt von Kanton Heung-keung, d. h. wohlduftende
Quellen, lautet, dient zum Beweis der Vorzüglichkeit -des hiesigen Wassers. Es ist zwar auch die
Uebersetzung „guter Hafen“ möglich, aber die erste Erklärung scheint begründeter zu sein.
Ueberall sind musterhafte Strassen angelegt. Der Geruch der Rosen, die mit Recht den
Stolz der Einwohner von Hongkong bilden, erfüllt die Luft. In wie hohem Grade verstehen doch
die in exotische Länder aus wandernden Briten sich mit allen Reizen des materiellen Daseins
zu umgeben!
Das „Happy Valley“ birgt viele Gräber, hiess ja die Colonie vor Zeiten „Soldatenfriedhof“ !
Jedes Regiment starb im Durchschnitt nach drei Jahren aus. Das mörderische, am miasmenerfüllten
Strand feuchtheisse, auf den Anhöhen nasskalte Klima decimirte im Bunde mit Choleraepidemien
Orientreise. II. . 78