
europäischen Staaten nicht für gleichberechtigt halte oder es vielmehr nicht wünsche. Diese
Ungerechtigkeit springt in die Augen. Weshalb z. B. versagte die Regierung der Vereinigten Staaten
China in den Jahren 1878—81 die Erlaubniss, seine jungen Leute in die Marineakademien zu
senden, während man zu gleicher Zeit die Japaner zuliess?
Die erlauchten Reisenden durchwandeln aufmerksam das Schulgebäude von Wampoa,
schreiten die Klassenzimmer ab und wohnen sogar den Marschübungen der Cadetten bei. Diese
sind in blaue Jacken mit rothen und grünen Röcken gekleidet, den Kopfschmuck bilden Perlenkugeln
geringen Werthes. Aus allem geht hervor, wie sehr man es sich hier angelegen sein
lässt, etwas Rechtes zu schaffen, aber den armen Chinesen fehlt der militärische Geist ganz
und gar. Die Söhne des Himmlischen Reiches sind von Natur aus sowie aus Lebensgewohnheit
dem Militarismus so abhold, dass keine Instructoren der Welt ihnen diesen Geist in höherm
Maasse beizubringen vermöchten.
MILITÄRISCHE ÜBUNG (nach einer chinesischen Zeichnung).
Der Beruf des Soldaten erfreut sich bei den Chinesen keiner besondern Achtung und wird
sogar der Kategorie der niedrigen Gewerbe zugezählt. Noch immer erhalten die Offiziere ihre
Stellen in den meisten Fällen durch Protection oder .durch Kauf; als körperliche Erfordernisse für
Avancement gelten Körperstärke und Behendigkeit Um in der Rangstufe rasch vorwärts zu kommen,
muss man vor allem reiten, mit einem Bogen schiessen, schwere Steine heben und werfen können
u. s. w. Es gab eine Zeit, wo solche chinesische „Helden“ siegreich fast ganz Asien durchzogen!
Der abermalige Aufenthalt auf der Rhede von Hongkong dauert zwei Tage. Während
dieser Zeit unternehmen die erlauchten Reisenden incognito in Begleitung von wenigen Personen
des Gefolges eine Spazierfahrt an der Praya, dem Quai, entlang nach dem malerischen „Glücksthal“ , da$
dicht an dem östlichen Vororte der Stadt , liegt. Vor Zeiten befand sich dort das chinesische Dorf
Wongnei-chong, jetzt aber erstreckt sich hier die Arena für die Wettrennen und glänzen die
weissen Umfassungsmauern einiger Friedhöfe (des christlichen, des muhammedanischen und des
CHINESISCHER GARTEN.