
werk umfängt tins und lockt ins Reich der Phantasie. Das Innere der Pagode, scheint-sich in
einer blauen Wolke von Aromaströmen zu erweitern.
J JDfe von den Gläubigen vor der „Verkörperung ..des Mitleids“ angezündeten Kerzen werden
von ihnen auf die Häuskltäre übertragen. ' Es ist gebräuchlich, im Rauche dieser Wohlgerüche einige
Prisen in Papier gehüllten Thees zu parfümiren, der dann als Arznei verwendet wird.
Bevor wir das Kloster von Honam verlassen, besichtigen Ihre Hoheiten noch; ein Gebäude,
das eine prächtige, viereckige Dagoba in sich schliesst, ein buddhisfisches Denkmal mit einem
eleganten siebenfachen Schirme und. kostbaren, Büddha darstellenden Steinsculpturen rings um das
Piédestal. Auf der einen Seite reitet Buddha auf einem Löwen, auf der ändern auf einem Elefanten
mit sechs Stosszähnen oder in der Tracht einer Chinesin auf irgendeinem phantastischen Gethier,
auch au: einem Lotos istyer dargestellt, der den Thron ersetzt. Unter diesem Marmormonument
PORZELLAN- UND NEPHRITVASEN (Eigenthum Seiner Majestät des Kaisers).
sollen die sterblichen Reste eines Heiligen liegen. Neben jeder dieser/Sorgfältig-ausgeführten
Figuren des Lehrers stehen Kannen frischen Wassers, Embleme der Reinheit derjenigen Wesen,
die die höchste Stufe der Vollendung erklommen haben.
Mönche bekommen wir hier nirgends zu Gesicht Im Gegensatz zu den Lamas, die in
China eine ziemlich privilegirte Stellung einnehmen, spielen die einheimischen Geistlichen, die
Hescheng, die bezüglich der Eigentümlichkeit ihres Ceremoniells und ihres ganzen Auftretens
den japanischen und annamitischen Glaubensgenossen viel, ähnlicher sind als der Geistlichkeit Tibets
und der Mongolei, unter der chinesischen Bevölkerung eine ganz .untergeordnete Rolle. Höchst
wahrscheinlich ist dies auch der Grund, weshalb sie sich heute nicht zeigen. Die Ortsbehörden
machen mit ihnen nicht viele Umstände. Der Gesandtschaft des Lord Amhurst wies man z.B. im
Jahre 18 16 den Tempel von Honam an, nachdem man die Hauptgötzen über: den Strom
geschickt hatte.
In der Vorstadt Honam befinden sich die Wohnhäuser der Familie Chofkwa. Ihre Hoheiten
würdigen dieselben eines Besuches, um einen, wenn auch nur flüchtigen Einblick in das private
Leben eines wohlhabenden Chinesen zu bekommen. Der Eingang ist eng und nicht einladend.
Man tritt zuerst an eine starke Umfassungsmauer, und der Schwelle gegenüber befindet sich
eine Wand ohne Fenster und Thüren. Hineinschielende unsaubere Geister sollen durch den Anblick
der tödlich leeren Oede und Trübseligkeit vom Hofe abgelenkt werden. Die Kunst, sie fern
zu halten, bildet für das Volk einen besöndern Wissenszweig.
Wir biegen um die Ecken und Winkel des ziemlich vernachlässigten, allmählich sich
erweiternden Hofes, und vor uns öffnet sich zur Linken ein mit Steinen gepflasterter Pfad an
einem Teiche entlang, wie ein solcher zu jeder chinesischen Behausung gehört, die auf Luxus
Anspruch macht. Rechts ist das Empfangszimmer oder richtiger die Veranda eingerichtet, von
der aus man die originelle barocke Imitation der Natur im.
kann. Ueber der Teichfläche ragen hier und dort, unter sich
durch winzige, hochgewölbte Brückchen verbunden, zierliche
Felsen mit Zwergbäumchen hervor. In der Mitte der roman- .
tischen Landschaft prunkt auf einem Erdhügel von mässiger
Grösse ein Pavillon, von dem aus die Hausherren mit ihren .
Gästen bequem den Wasserspiegel zu ihren Füssen betrachten
können, unter dem muthwillige Fischchen sich in ihrer bunten
Schuppentracht glitzernd tummeln.
Der Empfangsräum, wo der Repräsentant des Geschlechts
Chofkwa, ein kleines bescheidenes Männchen, die erlauchten
Reisenden in sichtbarster Herzensfreude bewillkommnet, zeichnet
sich durch nichts Besonderes aus. Die angesehensten und
wohlhabendsten Bürger des Reiches legen wenig Gewicht auf
Luxusentfaltung; möglichste Einfachheit in allem, dieser Grundsatz
beseelt die mittlern wie die obersten Stände der Bevölkerung.
Die Möbel sind aus Ebenholz. Die plumpen Tabourets
(zum Unterschied von der Mehrzahl asiatischer Völker wissen
die Chinesen den Werth von etwas erhöhten Sitzen zu schätzen),
ebenso die paar massiven Tische und Postamente für einige
alte Marmorvasen und Bronzen sind mit Marmor von Kanton
oder Yünnan ausgelegt. Die Wände des Gastzimmers sind
aus blauem Porzellan mit weissem Rand.
Es wird uns ungezuckerter, duftiger Thee gereicht, in
einheimischen Stile bewundern
MANDARIN IM SOMMERANZÜG.
welchem Blättchen schwimmen. Die Untertassen dienen als Deckel, damit sich das feine Aroma
längere Zeit halte. Man trinkt das unvergleichliche Getränk, indem man die kleine obere Schale
ein wenig hebt. Unterhaltung ist bei einem solchen Empfang nicht üblich. Wohlerzogene Menschen
der gelben Rasse trachten bei hohem Besuche möglichst wortkarg zu sein.
Das „schöne“ Geschlecht des Hauses ist der Sitte gemäss unsichtbar. Höchstens steht
am Ausgange eine Gruppe greulich geschminkter junger Mägde oder Sklavinnen.
Im zweiten innern Hofe, näher dem Thore, schliesst uns Chofkwa die Thüren einer Hauskapelle
auf, des „Allerheiligsten“ jeder grössern Wohnung in China. Hierzulande ist es üblich,
dass Hunderte von Familienmitgliedern gewissermaassen einen Clan bilden und sammt zahlreicher
Dienerschaft zusammen in derselben Umzäunung wohnen. '
Vor dem Altäre der Penaten stehen übereinander die Täfelchen-zum Andenken an die
Hingeschiedenen mit Angabe ihrer Namen,, ihres Berufes,, ihres Geburts- und Todestages; daneben
sieht man Kerzen , die bei feierlichen; Anlässen angezündet werden. Hier versammeln sich die