
Ueberfall ausführen, der insbesondere gegen die Weissen gerichtet ist. Vor kurzem wurde auf diese
Weise das englische Schiff „Namoa“ geplündert, wobei der Kapitän mit einem Theil der Mannschaft
ums Leben kam. Dann signalisirten die Mörder einigen Dschonken, die am Ort des Verbrechens
kreuzten, luden ihre Beute auf diese um und gewannen das Weite.
Die Stadt wächst aus der Ferne zu immer deutlichem Umrissen an. Von dem Donner
der Salutschüsse erbebt die Morgenluft. Ein schönes japanisches Kanonenboot von ganz impo-
nirender Grösse dampft unserm Geschwader entgegen.
Ein Werk europäischer Thatkraft im fernen-Osten, bietet Hongkong ein Bild der lebhaftesten
Thätigkeit und des Luxus. Sieben Kilometer lang erstreckt sich eine Linie von majestätischen
Palästen und Kaufläden; an den von Wegen durchzogenen Gehängen der Hongkong beherrschenden
Berge heben sich comfortable, malerische Villen aus dem dunkeln Grün hervor. In den
amphitheatralisch ansteigenden Strassen herrscht in den mannichfaltigsten Formen fieberhafte ¡IjS
wegung. Hinter den. Banken und Kaufläden europäischer Art beginnt das Stadtviertel der
Eingeborenen, wo sich das Volk der Langzöpfe einnistet, das von allen Seiten hier zusammenströmt,
um sein Glück zu machen. Viele Panzerschiffe und mächtige Dampfer, Tausende
von Booten, in denen die chinesische Armuth wohnt, erfüllen den
Hafen. Gegenüber der Insel Hongkong, auf dem in ein felsiges
Cap auslaufenden Festlande, liegt die Vorstadt Kowloon oder Kau-
i|fij| ( „ 9 Drachen“) , mit Docks und zahllosen Häusern. Es genügt
der Hinweis, dass der jährliche Handelsumsatz des Hafens sich auf
über 900 Millionen Mark beläuft.
Noch vor einem halben Jahrhundert wurde das felsige Hongkong
selten von europäischen Schiffen angelaufen und umfasste nur
einige Dörfchen, die von Fischern und Steinbrucharbeitern bewohnt
waren. Ihre Zahl ist seit 184 1 von 7500 auf 220000 angewachsen.
Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung besteht aus -Chinesen,
die anfänglich nur hierher übersiedelten, um der ihnen von seiten
ihrer eigenen Regierung drohenden Strafe zu entgehen. Damals
CHINESE AUS; DEM VOLKE.
schliefen die Europäer hier bewaflnet; die werthvollern Waaren und das Geld wurden nachts
zur grössern Sicherheit auf die Schiffe gebracht, wo Soldaten sie bewachten. Sogar die Eingeborenen
fürchteten sich, ihre Weiber und Kinder auf die Insel mitzunehmen Aber was vermag nicht
die Zeit und die Anpassung an die Verhältnisse umzugestalten!
Mit dem Erwachen des Himmlischen Reiches wurde der enge Verkehr desselben mit den
Fremdstaaten zur Nothwendigkeit. Das energische gewerbfleissige England war der erste Staat,
der China näher trat, um es nach allen . Seiten auszubeuten. Nicht wenig trugen dazu die ver-
hältnissmässig alten Beziehungen bei, in denen England zu den hauptsächlichsten Handelsvölkern
des Orients stand. Unter den namhaften Bürgern der Colonie begegnen wir reichen Armeniern
aus Kalkutta, Krösussen von der Parsengemeinde aus Bombay, Juden aus. Bagdad etc.
Wiewol Hongkong der Thätigkeit der Handelsfirmen der ganzen Welt offen steht, so haben
doch die.ökonomische Führung nur die klugen, herrschsüchtigen Gründer in den Händen. Lässt
man die chinesische Schiffahrt ausser Betracht, so beziffert sich der allein unter der britischen
Fl&gge erzielte Jahresumsatz in Ein-, und Ausfuhr, auf viermal mehr, als der unter den Flaggen
aller ändern Nationen zusammengenommen beträgt.
Erwägt man, , dass die Handelsregsamkeit auf jenen Meeren jetzt noch ziemlich dürftig ist,
verglichen mit der zu erwartenden, die sich bereits zu entwickeln beginnt, so kann man sich
nicht genug darüber wundern, weshalb die Colonialbehörden des französischen Indochina sich