
Kreuzung des Hausrindes mit eingefangenem wildem Rindvieh hervörgegangen ist Diese Rasse
wird sorgfältig gezüchtet An Fuhrwerke gespannt gibt sie an Schnelligkeit und Kraft den einheimischen
Popies nur wenig nach und eignet, sich noch dazu selbst für die schlechtesten Fahrwege.
Der Abschiedsabend verspricht besonders fröhlich und glänzend zu werden. In der
ganzen Stadt wurde ein anonymes Gircularschreiben versandt, in den wärmsten Ausdrücken
einen Aufruf an die Bürger enthaltend, der ihnen die Nothwendigkeit ans Herz legt, den .Gast
zum Abschiedsgruss noch dadurch zu ehren, dass man sich Punkt io Uhr vctr dem Palaste versammle,
um seiner Equipage bis an den Quai das Geleite zum Bah auf dem Schiffe „Loire“ zu geben.
Eine Menge Personen hatten der Einladung, den Grossfuisten-Thronfolger zu begleiten,
Folge geleistet Als die Menge den Wagen des Grossfürsten umringte, erhob er sich bei der
Kathedrale in seiner Equipage von seinem Sitze, um auf die herzlichen Willkommensrufe zu antworten,
und rief mit lauter Stimme: „Vive, lä France!“ • .
Dienstag, 3 x. März.
Die Offiziere übertrafen sich gestern selbst- in der Kunst gastfreundlichen Empfangs und
liebenswürdiger Ehrenbezeigung. Das dicht am Ufer liegende alte Riesentransportschiff „Loire“
war mit seltenem Geschmack prachtvoll ausgeschmückt worden. Das innere Verdeck war in einen
ausgedehnten Ballsaal verwandelt Worden. Der Tanz dauerte in Gegenwart und unter'persönlicher
Betheiligung Seiner Kaiserlichen Hoheit bis fünf Uhr morgens; noch nirgends hatten wir auf der
Reise Gelegenheit, uns so heiter und wohl zu fühlen; noch nirgends ist das Publikum in solche Begeisterung
gerathen: Lange werden wir diese Festnacht, die in brüderlichem Gedankenaustausch vef-
strichen ist, nicht vergessen!
Die Bedeutung Cochinchinas und der ihm administrativ untergeordneten Länder trat uns
hier klar vor die Augen. Manche Auskünfte erhielten wir über die guten Eigenschaften der
Annamiten. Die besten Aufschlüsse wurden uns zutheil über den unerschöpflichen Reichthum
des Landes sowie über die mit Sicherheit zu erwartende glänzende Zukunft des jungen
Colonialreiches.
In erster Linie sollen seine Productionsquellen hervorgehoben werden. Diese sind iiicht
minder gross wie diejenigen Aegyptens, Mesopotamiens und Bengalens. Europäische Cultur-
pflanzen und Obstbäume gedeihen in dem Kiesigen Boden mit Leichtigkeit Reis erster Güte,
mit dessen Ausfuhr sich bisjetzt nicht französische Kapitalisten béschâftigen, sondern die sehr bekannte
Bremer Firma Rickmers, Mais, Baumwolle, Indigo, Betel, Taback, Zuckerrohr, Kaffee, Thee,
Früchte und Gemüse aller Arten, besonders Melonen, allerlei Gewürze und Producte der phar-
maceùtischen Flora, kostbares, für dauerhafte kunstgewerbliche Erzeugnisse sich eignendes
Eisen- und Ebenholz, edle Holzsorten überhaupt, Seide, Elfenbein, Büffelhorn, Ochsenhäute, Salz,
Fische u. s. w. werden zu Hunderten von Millionen Franken aus Saigon ausgeführt. Die Erzeugnisse
Cochinchinas sind in den Pariser und hauptsächlichsten Provinzial-Handelsmuseen Frankreichs
ausgestellt. An den landwirtschaftlichen und industriellen Ausstellungen in Cochinchina, mit
denen schon im Jahre 1866 angefangen wurde, erhielten die eingeborenen Aussteller nicht
wenige Gold-, Silber- und Bronzemedaillen zuerkannt. Die „Société d’acclimatation de Paris“ erteilte
der Colonialregierung für ihre. Bemühungen auf diesem Gebiete den höchsten Preis.
Ein mächtiger Anstoss zur Entwickelung ist gegeben. Die Resultate werden wol bald von sich
hören lassen, nachdem so praktische Leute wie die Franzosen wirklich einmal zu wirtschaften
anfangen werden.
Die Arbeitskraft ist selbst in Saigon ziemlich billig. Aus den Eingeborenen gehen
wackere Handwerker hervor. Mehr und mehr werden Maschinen eingeführt. Wenn sich die Ein-
Wanderung geschickter Chinesen noch hebt und diese sich zur dauernden Niederlassung im Lande
entschliessen, wird dieses um so besser daran sein. Ein scharfsinniger Schriftsteller über Südostasien
hat den Ausspruch getan, die Cölonisatoren hätten dort immer gerade diejenigen Chinesen,
die sie zu haben verdienten. Wenn man sie richtig zu behandeln verstände (so zwar, dass man
ihnen z. B. nicht gestattete, Geheimgesellschaften zu gründen, die stets landesfeindlichen Charakter
haben), so könnte man schwerlich Untertanen finden, die harmloser und nützlicher wären. Nach
dieser Richtung einen modus vivendi zu finden, ist um so notwendiger und zeitgemässer, als
aus den Südprovinzen des Himmlischen Reiches öfters Elemente hierher übersiedeln, die nur allzugeneigt
sind, die annamitische Bevölkerung gegen die europäische Herrschaft aufzuhetzen. Der
von China heimlich unterstützte Parteigänger an der tonkinesischen Grenze, der verwegene Doc
Ngu, hielt jüngst noch an der Spitze eines ganz unbedeutenden Haufens sieben Stunden lang
einen Kampf gegen eine reguläre Truppenabtheilung der Republik aus und trat, hartnäckig jeden
Fuss breit Boden verteidigend, unter Mitnahme seiner Verwundeten und Todten den Rückzug
an. Solcher Helden der nationalen Selbstverteidigung gibt es im Norden der Colonie allerdings
nur wenige. Indessen kostet die auf sie eröffnete Treibjagd ungeheuere Summen und führt
dennoch zu keinem Ziele. Gibt es denn kein Mittel, sowol diese als die unnützen Ausgaben zu
vermeiden?
Anstatt mit halsstarrigen Eingeborenen einen mörderischen, grausamen Krieg zu führen,
gebietet die Vernunft, ein für allemal jeden Beweggrund zu diesem feindseligen Verhältniss
zu ignoriren. Es ist ja wahr, die Eingeborenen sind in ihrer Verzweiflung zuweilen fähig, sich
bis zur raffinirten Bestialität zu versteigern So nahmen sie z. B. im Walde einen französischen
Offizier gefangen, schlitzten ihm den Bauch auf, nahmen ihm behutsam die Eingeweide heraus,
schmierten dann, den Unglücklichen mit Honig ein, damit er den Ameisen als Lockspeise diene,
und überlieferten ihn so einem langsamen grässlichen Todeskampfe. Solche Excesse sollten aber
eine Verständigung mit den Eingeborenen nicht ausschliessen.
Es käme vor allem darauf an, mit den Chinesen auf gutem Fuss zu leben und ihre Einwanderer
mit Wohlwollen zu behandeln. Auf diesem Wege fassen denn aüch schon jetzt die
langzöpfigen Einwohner von Cholon auf immer, nicht nur zeitweilig, festen Fuss in Cochinchina,
lassen sich als französische Bürger aufnehmen, knüpfen enge Handelsbeziehungen mit den
ändern französischen Colonien an und machen sich ungewöhnlich schnell mit französischen Gesetzen,
Institutionen und Gebräuchen vertraut. Es würde sich andererseits darum handeln, im
Sinne der katholischen Missionare Männer voll tiefer Einsicht und hoher Bildung den weisen
Versuch durchfuhren zu lassen, das einheimische ideographische Schriftsystem, das nur das Er-
gebniss des unterjochenden Einflusses der Civilisation Chinas ist, dahin zu vereinfachen, dass man
die lateinische Transcription in den Schulen einführte. Dieser Weg würde die schiefe Ebene
bilden, auf welcher die hier heranwachsende gelbe Generation sich ganz unmerklich das abendländische
Schriftthum -und zugleich spielend die französische Sprache aneignen würde. Diesen Weg
einschlagen, hiesse dem geistigen Leben des Landes eine neue Aera eröffnen.
Schon im vorigen Jahrhundert waren Patrioten, christliche Sendboten aus Frankreich, für
die Wiedergeburt Annams thätig gewesen, indem sie gute Wege anlegten, den Gewerbfleiss
förderten, mit einheimischen Mitteln Luntengewehre anfertigten, eine beträchtliche Segelflotte
gründeten, die geschickt zu manövriren verstand, ferner dadurch, dass sie leichtfassliche Leitfäden
über die abendländische Taktik für die einheimischen Heerführer herausgaben u. s. w. So werden
dieselben auch in Zukunft, wie vorausgesetzt werden darf, bemüht sein, auf der Höhe ihres Berufes
zu stehen und nicht allein das Evangelium zu verkünden, sondern die einheimische Bevölkerung
auch sonst nach allen Seiten zu unterrichten. Durch scharfe Beobachtung der Heil-
O'rientreisev ■ II. *