
und zum Theil in den letzten Tagen besichtigen konnten, z. B. zur Zeit der Spiele im Parke des
Palastes Saranrom und im Theater.
Den ersten Rang nehmen die „Ranat Ek“ und die „Ranat Tum“ ein, Bambusröhrchen,
die sorgfältig. aneinander. befestigt sind, über einer Art Kinderwiege'herabhängen und geschickt
mit Hämmerchen angeschlagen werden. Dies ist sozusagen das Fortepiano der Siamesen und
Birmanen. Die Technik des Spiels auf demselben ist wahrhaft erstaunlich. Dann kommt das
„Khong yai“ , bestehend aus 1 6 Gongs, von welchen jedes seine besondere Stimmung und
Klangfarbe hat, ähnlich dem Tone einer Glocke. Sie bilden fast'■einen sich zusammenschliessenden
Kreis und stehen auf einem Geflecht,, in dessen Mitte sich der Virtuose setzt, um von hier
aus jede Metallplatte besser mit dem Klöppel zu beherrschen. Wenn sie alle in einer gestreckten
Linie ständen, so wäre das geschickte Spielen viel schwieriger. Weiter folgt das „Takhay“ (die
Eidechse), das zum Theil, was cías Aeussere betrifft, an eine kolossale Guitarre erinnert, jedoch
den Ton . eines Violoncello besitzt Der Kasten des seltsamen Instruments, der dem Modell
eines rhineskrhen Schiffes ähnelt, ist mit dem Rachen eines Alligators geschmückt und mit
. seidenen Saiten bespannt Ausser diesen lenken die Aufmerksamkeit auf sich eine kleine,
herzförmige Geige „Saw tai“ mit ungewöhnlich langem Griff, eleganten Perlmutter- und Elfenbein
Intarsien und einem Bogen von grösser Dimension, ferner Flöten verschiedener . Grösse,
Muscheln, Trompeten, Trommeln, Harmonikas u. s. w. Eine Einzelaufzählung ist unmöglich,
ja, nur eine Uebersicht über die Instrumente zu geben hat in meinen lösen Bemerkungen
unüberwindliche Schwierigkeiten. Die ausübenden Künstler vermögen, wenn sie in ein Schilfrohr
blasen, bald die Klänge einer Orgel, bald die von Aeolsharfen nackzuahmen. ■' Welche Fülle von
zarten, schwermüthigen, klagenden, ätherischen Tönen entströmt dem Orchester! Der Rhythmus,
der siamesischen Musik weckt die Phantasie und lullt sie zugleich ein, während er die Seele mit
feierlicher Stimmung erfüllt Im Gamelang- ist die Vergangenheit und die Gegenwart Javas in
die geistige Erscheinung getreten; in dem weit complicirtern Machori' gelangt der ganze
geheimnissvolle Schönheitszauber des Landes am Menam-Strome zum Ausdruck.
SAIGON UND CHOLON.
A u f der Fregatte haben wir einen vollständigen Thiergarten. Den ersten Rang nehmen
zwei kleine Elefanten ein. Man lässt sie frei auf dem Verdeck herumspazieren, trotzdem aber
hört man ihr Gebrüll fast unaufhörlich. Wie werden sie die Reise vertragen?
Zweifellos sind Elefanten schon in den ältesten Zeiten auf ferne und stürmische Seefahrten
mitgenommen worden, haben sie doch die .Römer mit Erfolg zu Kriegszwecken sogar an die
nebelreichen, kalten Ufer der Themse übergeführt. Als die Karthager die vierfüssigen Kampfriesen
in Menge nach Sicilien und Spanien brachten, waren die Transportschiffe eigens dafür eingerichtet.
Auf der „Pamjat Asowa“ jedoch fühlen sich die armen Elefanten offenbar gar nicht
zu Hause.
Viel behaglicher ist es dem Liebling der Matrosen zu Muthe, dem jungen Panther. Er
lässt sich streicheln wie eine Katze, spielt mit den kecken Jungens, schläft Seite an Seite mit der
Mannschaft und benimmt sich nur gegen die dunkelhäutigen Eingeborenen mit erstaunlicher Beharrlichkeit
recht feindselig. Die schwarzen Tiger auf einem der Begleitschiffe sind in ihrem
Menschenhass viel verstockter, und die Mannschaft: muss stets auf der Hut sein, wenn sie an
den Gittern vorbeigeht, aus denen die Blicke der blutgierigen Bestien hervorglühen.
Auf der Back steht eine ganze Reihe grösser Vogelkäfige, in welchen die hervorragendsten
Gattungen der buntgefiederten Welt vom Menam prangen. Die armen, der Heimat entrissenen
Geschöpfe ertragen die Seeluft und die ungewohnte Nahrung nicht lange. Besonders traurig und
niedergeschlagen zeigt sich ein alter Reiher, der sich sonst durch seine drollige Körperhaltung auszeichnete,
der „Diplomat“ , wie ihn einige Witzbolde unter uns genannt haben; er hält sich etwas
seitwärts geneigt, sein Kopf ist tiefsinnig gebeugt, die Flügel hängen schlaff herab, einer ist sogar
nach Art einer nachlässig in die Tasche gesteckten Hand verbogen.
Unter den seltenen Thieren nimmt ein Paar weisser Affen den ersten Rang ein. Diese
hübschen grossen Thiere werden von den Siamesen sehr hoch geschätzt, denn sie gelten bei
ihnen wie alle ändern Albinos für ein Unterpfand des Glücks. Nicht umsonst lautet ein Sprichwort:
„Wenn ein weisser Affe sich deiner Wohnung auch nur nähert, so opfere freudigen Herzens
Gold, Silber und weisse Gewebe, wird doch dein Glück unendlich sein.“ Das Volk glaubt, diese
Thiere sterben nicht, sondern verschwinden geheimnissvoll zum Gotte Hanuman.
-Orientreise. I L - • : ; ' ■ ■ - 5® .•