
im höchsten Grade eigenartig. Vor allem springen die
Tempel- und Kapellendächer aus glasirten Ziegeln in die
Augen, die in der Sonne in allen Farben des Regen-
•bögens glitzern. Dann aber macht der Anblick steinerner
und metallener Bildsäulen, die in den glattgepflasterten
Höfen aufgestellt sind, einen sehr befremdenden
Eindruck.
Schon beim Eingang in den Bereich der Pagoden
fesseln unsere Aufmerksamkeit zwei riesige Unge-
thüme mit Keulen in den Händen. Weiterhin blitzen
auf dem Dache vor uns goldene Ziegel. Ein Architekturstil
kosmopolitischen Charakters (ein Gemisch von
Indien, Europa und China!) tritt hier in seine Rechte___
Die regungslosen Figuren um den Tempel entpuppen
sich bei näherer Besichtigung theils als Thiere, noch
dazu als sehr prosaische, z. B. Kühe, die in der brah-
manischen Welt so hoch verehrt werden, theils aber als
irgend beliebige Europäer von geringer italienischer Arbeit,
z. B. Generale, Admirale, Matrosen, gewöhnliche Gentle-
men, Damen u. dgl. Welchen Zweck diese Bildsäulen
hier erfüllen und inwieweit sie hier am Platze seien,
darüber vermochte mir niemand Auskunft zu gehen.
Höchst unwahrscheinlich erscheint die Erklärung mancher
Touristen, dass die genannten Sculpturen die Aufgabe
haben, im weitesten Sinne dieses Wortes solche Individuen
darzustellen, die auf die Glaubenslehre Buddha’s
horchen. Eher sind sie für ein geplantes Museum bestimmt
Etwas betroffen tritt man über die Schwelle des
Centraltempels. . . . Lackirte und Ebenholzthüren mit
Perlmutter eingelegt, bunte Glasgebilde, Ehrenschirme,
Götterbilder, Opferaltäre, Vasen, die verschiedensten
Opfergaben (vom natürlichen Blumen sowol wie von
TcuDrimiruTt:» künstlichen Wachsblumen, von Reis, bis zu Räucher- T EMPELWACH T ER .
kerzen, Edelsteinen und Geweben), ferner Lampen, Lustres,
massive Uhren, goldene Bäume, eine spiegelglatt pölirte
Diele Welche Vereinigung märchenhafter Pracht mit dem ultra-modernen Bedürfniss, das
Innere der Gebäude auszuschmücken mit Gegenständen von charakterlosem Luxus, ja sogar noch
die Umgebung des Altars mit dergleichen zu verzieren ! Dort, hoch über dem Altar, verbirgt sich im
‘Schatten eine der heiligsten siamesischen Verkörperungen des „göttlichen Lehrers“ . Das Material zu ihr
wurde der Sage nach dem Künstler vom Himmelsgebieter Indra übergeben. Die etwa eine Elle hohe
Bildsäule besteht aus einem einzigen Stück. Der „smaragdene“ (richtiger: der Jaspis-) Schakyamuni
wird von Kennern auf mindestens 700000—1000000 Mark geschätzt. Auf seiner Stirn trägt er
eine Krone aus Saphiren und Opalen. Solcher Statuen hat sich der Orient von uralten Zeiten her
gerühmt. Als Pendant zu der von Bangkok lässt sich die von Nanking anführen, welche vor
etwa anderthalb tausend Jahren von einer Gesandtschaft aus Ceylon nach China gebracht worden ist. TEMPEL DES SMARAGDENEN, BUDDHA.